Youtuber zoffen sich wegen Beleidigungen im Internet
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Krieg der Youtuber:Massenschlägereien in Berlin wegen Beleidigungen im Internet

Krieg der Youtuber in Deutschland
Schon zwei Massenschlägereien in Deutschland

Innerhalb weniger Tage ist es in Deutschland wegen gekränkter Internet-Stars zu zwei gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen – in der realen Welt.
Publiziert: 26.03.2019 um 14:51 Uhr
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Zusammenrottung auf dem Berliner Alexanderplatz: Die Polizei brauchte viereinhalb Stunden, um die verfeindeten Gruppen zu trennen.
Foto: Keystone

Zoff zwischen einflussreichen Youtubern hat in Deutschland in den letzten Tagen mehr als 1000 Menschen mobilisiert. Sowohl in Berlin wie auch in Frankfurt sind Hunderte Menschen den Aufrufen ihrer Anführer im Internet gefolgt. Es kam zu Ansammlungen von jungen Männern, die im Chaos endeten. Mehrere Personen wurden verletzt, die Polizei nahm verschiedene Beteiligte fest.

Zuerst trafen am vergangenen Donnerstag Hunderte Jugendliche und junge Männer auf dem Berliner Alexanderplatz aufeinander. Nach Angaben der Polizei gerieten etwa 50 von ihnen in Streit und gingen mit Faustschlägen, Fusstritten und Pfefferspray aufeinander los. Der Hintergrund der Massenschlägerei ist ein bereits seit längerer Zeit andauernder Streit zwischen den Youtubern Thatsbekir (18) aus Stuttgart und Bahar Al Amood (17) aus Berlin.

Rund hundert Polizisten brauchten viereinhalb Stunden, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. Zwei von ihnen wurden leicht verletzt. Neun Schläger wurden festgenommen. 13 Ermittlungsverfahren wurden eingeleitet.

Chaos nach Platzverweis

Am Samstag kam es in Frankfurt auf der Einkaufsstrasse Zeil zu einem ähnlichen Massenphänomen. Hunderte Anhänger folgten einem Aufruf von Youtuber Kaan Yavim, der seine Stärke in einem Internet-Streit mit Konkurrent Momonews in der richtigen Welt unter Beweis stellen wollte. Obwohl Momonews nicht die direkte Konfrontation suchte und sich statt nach Frankfurt in Kaan Yavis Heimatstadt Langenfeld begab, lief die Zusammenrottung aus dem Ruder.

Gemäss Angaben der Polizei rannte die Gruppe in der Frankfurter Innenstadt hin und her, ohne Rücksicht auf Passanten zu nehmen. Als die Beamten dem Organisator Platzverweis erteilte, reagierte ein junger Mann aus der Menge, indem er einem Polizisten einen Faustschlag ins Gesicht verpasste und diesen leicht verletzte. Die Polizei nahm den Angreifer fest, der dabei seinerseits verletzt wurde. Daraufhin warfen andere Teilnehmer Flaschen und Steine in Richtung Polizei. Erst nach zwei Stunden kehrte Ruhe ein.

ThatsBekir aus Stuttgart hat auf Youtube über 260'000 Abonnenten, sein Berliner Kontrahent Bahar Al Amood knapp 19'000. Der Frankfurter Mohamed Satiane ist der Erfolgreichste der streitlustigen Internet-Stars. Er lädt seine Videos bei Facebook hoch. Mehr als eine Million User folgen ihm dort. Bei Instagram sind es mehr als 300'000. Sein Herausforderer Kaan Yavi hat bei YouTube rund 330'000 Abonnenten.

Polizeigewerkschaft: «Bewusste Inszenierung»

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) spricht im Fall der Berliner Massenschlägerei von einer «Zusammenkunft von zu viel Testosteron, die mehr oder weniger so gewollt war». Laut dem Chef der Polizeigewerkschaft, Norbert Cioma, war es eine bewusste Inszenierung, um zum Gesprächsthema zu werden und mit den nächsten Videos noch mehr Menschen zu erreichen. Cioma sagt, es würden «ganz bewusst Pulverfässer» aufgemacht, «um mehr Follower, Abonnenten und Klicks zu generieren».

«Wir sehen in der Rapperszene und zunehmend auch bei anderen Influencern, dass sie teilweise sehr fahrlässig mit ihrem Einfluss umgehen», sagt Cioma weiter. Geplante Auseinandersetzungen wie die in Berlin und Franfkurt seien «scheinbar in Mode». Auch Rapper wie Capital Bra oder Ufo361 hätten mit ähnlichen Aktionen in der Vergangenheit bereits Polizeieinsätze ausgelöst. (noo)

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