Kims Stuhl muss zuerst noch geputzt werden
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Für das Treffen mit Putin:Kims Stuhl muss zuerst noch geputzt werden

Gipfel in Wladiwostok
Kims Sicherheitsleute putzen seinen Stuhl

Am Donnerstag haben sich Wladimir Putin und Kim Jong Un getroffen. Der nordkoreanische Machthaber und der russische Präsident haben ihr erstes langes Vier-Augen-Gespräch als «inhaltsvoll» bezeichnet.
Publiziert: 25.04.2019 um 01:21 Uhr
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Aktualisiert: 25.04.2019 um 12:47 Uhr
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Kims Sicherheitspersonal desinfiziert sorgfältig den Stuhl, bevor er dort Platz nimmt.
Foto: Screenshot Lifenews
Guido Felder und Anastasia Mamonova

Der russische Präsident Wladimir Putin (66) und der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un (35) reichen sich zum ersten Mal die Hand: Am Donnerstag haben sich die beiden für Gespräche in Wladiwostok zusammengetroffen.

Kim ist mit seinem berühmten grünen Zug nach einer Reise von 20 Stunden schon am Mittwoch in der ostrussischen Hafenstadt eingetroffen. Bei der Ankunft hatte der Zug den roten Teppich verpasst. Die Komposition musste daher einige Meter zurückrollen, damit der Diktator am richtigen Ort aussteigen konnte.

Kims Gefolgschaft im Putzwahn

Der nordkoreanische Machthaber scheint grossen Wert auf Sauberkeit zu legen. So hat sein Personal die Zugtüre und die Griffe mit weissen Tüchern gereinigt. Während die Bahn immer noch rollte, packten die fleissigen Helfer die Lappen bereits raus und schrubbten, was das Zeug hält.

Am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) trafen sich Kim und Putin dann unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen auf der Insel Russki. Auf einem Gelände der Fernöstlichen Universität - schüttelten sie sich erstmals die Hände. «Ich freue mich, Sie hier zu sehen», sagte der Kremlchef. Beide lächelten freundlich in die Kameras.

Später tauchte ein Video auf, das Kims Sicherheitspersonal erneut beim Saubermachen zeigt. So wurde der Stuhl im Gebäude der Universität, auf dem der 35-Jährige später Platz nehmen sollte, sorgfältig desinfiziert.

Kim sucht Nähe zu Russland

Das offizielle Ziel der Unterredung: «eine politische und diplomatische Lösung für das Atomproblem auf der koreanischen Halbinsel» zu finden. Zwei Monate nach dem geplatzten Gipfel mit US-Präsident Donald Trump in Hanoi sucht Kim damit die Nähe zum Nachbarn Russland, mit dem Nordkorea traditionell gute Beziehungen pflegt.

Putin sagte, das Gespräch sei «inhaltsvoll» gewesen. Dabei sei es auch um die Situation auf der koreanischen Halbinsel gegangen, die zu den grössten internationalen Problemen gehöre, sagte Kim. Beide Seiten hätten darüber gesprochen, wie die Lage verbessert werden könne. Die beiden äusserten sich nach einem mehr als einstündigen Gespräch, wie das russische Fernsehen zeigte. Details wurden nicht bekannt.

«Wir konnten über die Geschichte unserer Beziehungen und über die heutige Situation sowie die Entwicklung des bilateralen Verhältnisses sprechen», sagte Putin.

Eine atomare Abrüstung in Nordkorea sei nicht möglich, ohne dem Staat seine territoriale Unversehrtheit zu garantieren, meinte Putin. «Sie brauchen nur eine Garantie für ihre Sicherheit», sagte er bei einer live im Staatsfernsehen übertragenen Pressekonferenz. Über diese Garantien müsse die internationale Gemeinschaft nachdenken. So könne der Atomstreit gelöst werden.

Putin will Nordkoreas Schätze

Es geht aber nicht nur um das Atom-Thama. Nordkorea-Kenner Rüdiger Frank (50) vom Institut für Ostasienwissenschaften in Wien sagt gegenüber BLICK: «Putin braucht Arbeitskräfte und Absatzmärkte.»

Wegen der Sanktionen droht Zehntausenden nordkoreanischen Gastarbeitern die Ausreise aus Russland. Beide Seiten wollen das verhindern.

Aber es gibt noch ein anderes Thema, das zur Sprache kommen dürfte. Putin wird nachgesagt, dass er grosses Interesse an Nordkoreas Bodenschätzen habe. Und die sind immens! Zu Nordkoreas Reichtum gehören Gold, Silber, Eisenerz, Magnesit, das Schwermetall Molybdän und Steinkohle in bester Qualität.

Dazu hat man vor kurzem Seltene Erden entdeckt, und zwar in doppeltem Umfang dessen, was bisher weltweit bekannt war. Die Metalle der Seltenen Erden werden in vielen modernen Schlüsseltechnologien gebraucht, so vor allem für Akkus und LED-Lampen.

Komplizierter Abbau

Allein der Wert der Seltenen Erden in Nordkorea wird auf sechs bis zehn Billionen Dollar geschätzt. Sie sind für die technologische Weiterentwicklung Russlands enorm wichtig.

Allerdings ist der Abbau sehr aufwendig und meistens mit starken Umweltbelastungen verbunden, weil die Metalle mit Säuren und Laugen herausgelöst werden müssen. Wegen der fehlenden Infrastruktur kam Kim bisher nur schlecht an seine Schätze heran. Putin würde das schaffen und Kim dafür zum Beispiel mit Energielieferungen entschädigen.

Trump not amused

US-Präsident Donald Trump (72) dürfte der Gipfel in Wladiwostok nicht gefallen. Nach dem geplatzten Treffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Ende Februar in Hanoi scheint Putin nun ihm seinen «Freund», wie er Kim damals noch nannte, wegzuschnappen. Und mit diesem auch die begehrten Bodenschätze.

Verheissungsvoll verkündete Kim bei seiner Ankunft: «Ich freue mich, auf russischem Boden zu sein.» Es werde nicht das letzte Mal sein, «sondern nur der erste Schritt». Nordkoreas Machthaber bleibt noch den Freitag in Wladiwostok und soll erst am Samstag wieder heimreisen.

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