Auf der australischen Insel Tasmanien haben vor einer Woche zwei Wanderer Menschenknochen und einen Rucksack gefunden. Nun scheint klar: Beim toten Buschwanderer muss es sich um Thomas Münger aus Gretzenbach SO handeln. Er war 2010 als 44-Jähriger mit unbekanntem Ziel ausgewandert. Die Leiche lag im abgelegenen Buschland, zehn Kilometer von der Tourismus-Station Tahune Airwalk im Huon Valley entfernt.
Die tasmanische Polizei fand im Rucksack neben der Leiche eine Foto-Speicherkarte, Schweizer Franken, Hongkong-Dollars sowie Quittungen für einen Geldwechsel in Zürich am 21. Dezember 2010.
Bild von Fotokarte publiziert
Weil die Behörden zunächst nicht wussten, wer der Tote ist, veröffentlichten sie ein Bild, das auf der Fotokarte gespeichert war. Es zeigt einen Mann, der vor einer Klippe steht.
Dieser Aufruf führte zum Erfolg: Am Wochenende meldete sich der Aargauer Michael Nydegger bei der tasmanischen Polizei. Er konnte beweisen, dass er der Mann auf dem Bild ist und teilte der Polizei mit, er sei ein sehr guter Freund des Verstorbenen gewesen. Dank Nydegger konnte dessen Identität geklärt werden. In australischen Medien sagt er: «Es ist für mich keine Überraschung, dass Thomas in Tasmanien gefunden wurde. Er war schon früher da und liebte die Gegend und das Fischen.»
Die Polizei ist daran, die DNA zu untersuchen und die Todesursache zu klären. Auf «abc.net.au» sagt der zuständige Michael Manning: «Es ist wichtig, dass wir den Hinterbliebenen Antworten liefern und mit ihnen klären können, was mit den Überresten passieren soll.» Diese Untersuchungen könnten Monate dauern.
Letztes Lebenszeichen an Weihnacht 2010
Die Geschichte des verstorbenen Thomas Münger ist äusserst kurios. Sein Bruder Peter (66), Bildhauer in Gretzenbach, erzählt BLICK: «Thomas ist 2010 ausgewandert. Er verriet nichts über sein Ziel. Er sagte nur, er unternehme ein Experiment, und wir sollten keine Nachforschungen anstellen.»
Bevor er seinen Traum wahr machte, führte Thomas Münger noch eine anspruchsvolle Aufgabe zu Ende: die Betreuung der Eltern. «Mein Bruder hat unsere Eltern zu Hause gepflegt, damit sie nicht ins Altersheim ziehen mussten», erzählt Peter Münger. «Er hatte aber schon immer gesagt, dass ihn in der Schweiz nichts mehr halten werde, wenn Mutter und Vater gestorben sind.»
Das letzte Lebenszeichen, das Nachzügler Thomas seinen drei Brüdern in die Schweiz sandte, war ein E-Mail am 25. Dezember 2010. «Er schrieb nur, dass er gut in Hongkong angekommen sei», sagt Peter Münger.
Keine Vermisstenanzeige
Seither herrschte Funkstille. Wie die Verwesung der Leiche zeigt, kam Thomas Münger wahrscheinlich schon vor etwa sechs Jahren ums Leben. Peter Münger: «Wir haben keine Vermisstenanzeige aufgegeben, weil er ja nicht wollte, dass wir ihn suchen. Diesen Wunsch haben wir respektiert.»
Der kleine Bruder sei schon immer ein Eigenbrötler gewesen. Er war ledig, arbeitete zuerst im Bildhauer-Atelier von Peter mit und gründete dann eine eigene Firma, die Tische und Küchen herstellte.
Was seinem Bruder passiert sei, darüber könne er nur mutmassen. Peter Münger: «Da das Geld noch da war, ist er wohl kaum überfallen worden. Ich gehe eher davon aus, dass er gestürzt ist oder sich sonst irgendwie verletzt hat.»