Knallhart-Taktik in Asien
Wer Corona hat, kommt auf eine Karte – für alle sichtbar

In Südkorea grassiert das Coronavirus besonders schlimm. Um die Verbreitung einzudämmen, gibt es eine digitale Lösung. Infizierte werden getrackt. Damit sollen Gesunde den Kontakt mit Corona-Kranken besser vermeiden können.
Publiziert: 06.03.2020 um 09:29 Uhr
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Aktualisiert: 06.03.2020 um 13:29 Uhr
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Südkorea ist nach China das Land mit den meisten Coronavirus-Fällen.
Foto: AFP

Südkorea kämpft gegen das Coronavirus an. Die Krankheit verbreitet sich dort besonders stark. Mehr als 6000 Menschen haben sich schon infiziert – und jeden Tag werden es mehr.

Um diese Entwicklung zu stoppen, greift die Regierung zu drastischen Massnahmen. Jeder Corona-Patient wird digital erfasst. Nationalität, Geschlecht und Alter. Aber nicht nur: Es wird versucht, die Wege der Infizierten so detailliert wie möglich zurückzuverfolgen. Wo hat er sich aufgehalten? Was hat er gemacht? Mit wem hatte er Kontakt?

Damit wollen die Behörden weitere mögliche Fälle identifizieren. Gleichzeitig nutzt die Regierung die Informationen, um Gesunde zu warnen. Wer sich dort aufhält, wo auch ein Corona-Kranker war, bekommt eine Pushmeldung aufs Handy, wie der «Spiegel» berichtet.

Corona-Apps sind der Renner

Die gesammelten Corona-Daten sind zwar öffentlich zugänglich, aber visuell nicht ansprechend zusammengefasst. Und da kommen App-Entwickler ins Spiel. Sie nehmen die Daten der Regierung, bündeln sie und übertragen sie auf eine Karte.

So zum Beispiel Bae Won-Seok. Er hat die App «Corona 100m» mitentwickelt. In Südkorea aktuell ein Renner. Mehr als eine Million Mal wurde sie schon heruntergeladen. «Die Zahl der Installierungen steigt pro Stunde um etwa 20'000», sagt Won-Seok zu «CNN». Mit der App haben die Nutzer alle Infos auf einen Blick. Auf einer Karte werden die Corona-Kranken angezeigt mit den jeweiligen Infos Nationalität, Geschlecht und Alter.

Patientin Nummer 31 war am Sekten-Gottesdienst

Zum Beispiel Patientin 31: Ihren Namen weiss man nicht – aber dass sie 61 Jahre alt ist und wo sie seit der Ansteckung war, weiss die Öffentlichkeit genau: Sie reiste von der Stadt Daegu nach Seoul, ass trotz Fieber am Buffet eines Hotels und nahm an Gottesdiensten der Shincheonji-Sekte in Daegu teil: Einer der Herde, wo sich das Virus stark verbreitete.

App-Entwickler Bae ist mit seiner Idee nicht allein. Es gibt mehrere solcher Corona-Karten – nicht nur in Südkorea. Auch in Singapur werden Informationen über Infizierte digital gesammelt und Patienten einzeln aufgelistet. In den Patientenakten finden sich Angaben etwa zu aktuellem Gesundheitszustand, erstem Auftreten der Symptome oder Arbeitgeber. (jmh)

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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