Kipppunkte könnten Klima in Europa für immer verändern
Forscher warnen vor Atlantik-Kollaps

44 Wissenschaftler betonen in einem Schreiben an den Nordischen Ministerrat die Gefahr einer irreversiblen Veränderung der Ozeanzirkulation im Atlantik. Diese könnte das europäische Klima stark beeinflussen.
Publiziert: 24.10.2024 um 16:31 Uhr
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Aktualisiert: 26.10.2024 um 15:44 Uhr
Forscher warnen vor Kipppunkten, die die Zirkulation des Atlantiks unumkehrbar verändern könnte.
Foto: imago/blickwinkel
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Auf einen Blick

  • Forscher warnen vor dramatischen Klimaveränderungen durch Amoc-Kollaps
  • Ein kühlerer Nordatlantik führt zu weniger Regen und härteren Wintern
  • Die Amoc ist wichtig für das milde Klima in Europa
  • Der Kollaps könnte noch in diesem Jahrhundert passieren
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Daniel MacherRedaktor News

Vor sogenannten klimatischen Kipppunkten warnen Forscher und Klimaexperten nicht erst seit gestern. Nun haben Wissenschaftler in einem Brandbrief an den Nordischen Ministerrat erneut vor einer gefährlichen Entwicklung gewarnt, die das Klima auf unserer Erde dramatisch und unumkehrbar verändern könnte.

Konkret wollen die 44 Forschenden die Arktik-Anreinerstaaten Dänemark, Norwegen, Finnland, Schweden, Island, Grönland und die Färöer-Inseln vor einer Veränderung im Atlantik «auf die ernste Gefahr einer grösseren Änderung der Ozeanzirkulation im Atlantik» aufmerksam machen, wie es im Schreiben heisst.

Amoc wichtig für europäisches Klima

In der Region der Arktis befinden sich mehrere empfindliche Systeme: das grönländische Eisschild, das Meereis in der Barentssee, die Permafrostböden der nördlichen Wälder, die Tiefenwasserbildung im subpolaren Wirbel und die Atlantische meridionale Umwälzzirkulation (Amoc). Insbesondere Letzteres bereitet den Forschern Sorge.

Die Amoc, zu der auch der Golfstrom gehört, ist deshalb so wichtig, weil sie warmes Wasser aus dem südlichen Atlantik in den Norden transportiert und damit wesentlich für das milde Klima in Europa verantwortlich ist.

Kühlerer Atlantik – weniger Regen

Das Problem: Falls eines der genannten Systeme im Norden kippen sollte, könnte das einen Dominoeffekt auslösen und die Zirkulation im Atlantik unwiderruflich schwächen. Durch eine verminderte Zufuhr von warmem subtropischen Wasser würde sich der Nordatlantik mehr und mehr abkühlen.

Die Folgen eines zunehmend kühleren Nordatlantiks wären unter anderem: weniger Verdunstung und dadurch weniger Niederschlag über Europa. Auch Wettersysteme wie der indische Monsun oder der Niederschlag über der Sahel-Zone wären durch die Veränderung der Wärmeverteilung beeinflusst.

Doch bereits jetzt wirkt sich diese negative Anomalie auf das Klima in Europa aus, mit häufigeren und intensiveren Hitzewellen. Zusätzlich führt eine Veränderung der Zirkulation zu einer verminderten CO2-Aufnahme der Ozeane, da dieses in geringeren Mengen in die Tiefen des Ozeans transportiert wird.

Folgen für die gesamte Welt

Europa wäre, wie Klimamodelle zeigen, besonders von einer extremen Abkühlung in der nordatlantischen Region betroffen: mit viel härteren Wintern. Da sich die Temperaturspanne zwischen dem Norden und dem Süden des Kontinents deutlich vergrössern würde, würde das wahrscheinlich auch zu noch nie dagewesenen Stürmen führen.

Wann die Amoc zusammenbrechen wird, können die Wissenschaftler nicht nennen. Sicher sind sich nur, dass es noch in diesem Jahrhundert passieren könnte. «Selbst bei einer mittleren Eintrittswahrscheinlichkeit sind wir der Ansicht, dass angesichts der katastrophalen Folgen, die die gesamte Welt auf Jahrhunderte hinaus betreffen würden, mehr getan werden muss, um dieses Risiko zu minimieren.»

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