Brand auf Kilimandscharo – Schweizer Bergsteiger (57) erzählt von der Flucht aus den Flammen
«Überall sah ich das orange Feuer»

Afrikas höchster Berg, der Kilimandscharo, steht seit Sonntagabend in Flammen. Und mittendrin: Drei Schweizer Bergsteiger. Thomas von Dincklage (57) erzählt, wie er und seine zwei Begleiter der Feuersbrunst entkommen sind.
Publiziert: 15.10.2020 um 10:50 Uhr
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Aktualisiert: 15.10.2020 um 18:27 Uhr
Thomas von Dincklage kam dem Brand auf dem Kilimandscharo gefährlich nahe.
Foto: Thomas von Dincklage
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Rachel Hämmerli

Seit Sonntagabend lodert ein Feuer an der Südflanke des Kilimandscharos in Tansania. Mitten in der Nacht mussten drei Bergsteiger aus der Schweiz vor den Flammen flüchten.

«Wir dachten, das Feuer ist weit weg von unserem Camp», sagt Thomas von Dincklage zu BLICK. Der 57-Jährige aus Bremgarten AG und seine beiden Landsmänner sind gehörlos und hatten zwei Bergführer dabei, die über Handzeichen mit ihnen kommunizierten. «Mitten in der Nacht weckte uns einer der Bergführer», sagt von Dincklage. Die Gruppe befand sich da auf zirka 3100 Höhenmetern und das Feuer war am Horizont sichtbar.

Mit dem Feuer verbreitete sich die Angst

«Ich konnte das Feuer schon riechen», sagt der 57-Jährige. Innert zehn Minuten mussten die drei Schweizer ihre Sachen packen und verschwinden. «Ich hatte Angst – überall sah ich das orange Feuer», sagt von Dincklage. «Ich habe von Menschen gelesen, die im Feuer gefangen waren und starben.» Ausserdem leide sein Freund an Gleichgewichtsproblemen und habe nur langsam runtersteigen können.

Die Gruppe hatte 12 Kilometer vor sich. «Die Bergführer trugen eine Stirnlampe und lotsten und durch den dunklen Wald», sagt der Aargauer. In zirka drei Stunden erreichte die Gruppe die sichere Station «Mweka Gate» auf rund 1600 Höhenmetern.

«Wir erholen uns jetzt in einer schönen Hotelanlage mit Pool»

«Wir sind alle wohlauf», schreibt der 57-Jährige. Nach der Ankunft bei der Station «Mweka Gate» wurden die Abenteurer ins Hotel gebracht. «Wir erholen uns jetzt in einer schönen Hotelanlage mit Pool». Morgen wollen sie wieder in die Schweiz fliegen.

Thomas von Dincklage und seine beiden Begleiter waren seit dem 6. Oktober auf dem Kilimandscharo unterwegs und wurden vom Feuer überrascht: «Den Brand haben wir erst am 12. Oktober gerochen», sagt von Dincklage. Die drei Abenteurer sind seit Schulzeiten befreundet und wollte gemeinsam den höchsten Berg Afrikas besteigen.

Die Brände sind noch nicht unter Kontrolle

An der Südflanke des Kilimandscharo versuchten rund 500 Helfer, mit Hacken und Ästen Brandschneisen zu schlagen. Laut Tansanias Nationalpark-Behörde Tanapa sind bisher mehr als 28 Quadratkilometer Heidelandschaft abgebrannt.

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Tourismusminister Hamisi Kigwangalla rief am Mittwoch bei einer Inspektion vor Ort zu verstärkten Anstrengungen auf, um den Grossbrand unter Kontrolle zu bekommen. Eine zunächst angekündigte Pressekonferenz wurde kurzfristig abgesagt.

Zuletzt brannte es 2016

Tanapa-Chef Allan Kijazi, der den Minister vor Ort informierte, hatte noch wenige Tage vor der Evakuierung erklärt: «Es ist uns aber gelungen, in grossen Gebieten das Feuer einzugrenzen.» Allerdings gab er zu, dass die Flammen an schwierig zu erreichenden neuen Flächen unvermindert weiter wüteten.

Unterdessen gab es erste Hoffnung auf Regen, nachdem es in dem am Fusse des Berges gelegenen Ort Moshi einige wenige Niederschläge gab. Der Grossbrand war laut Tanapa auf knapp 3000 Metern Höhe aus noch ungeklärter Ursache ausgebrochen. Die Höhe und der teilweise nur schwer erreichbare Brandherd gestalten die Löscharbeiten schwierig.

Zuletzt hatte es im Oktober 2016 am Kilimandscharo gebrannt. Der Kilimandscharo mit seinen 5895 Metern Höhe gilt nicht nur als Afrikas höchster Berg, sondern auch als Tansanias Wahrzeichen. Er wird in «normalen» Zeiten von Zehntausenden Bergsteigern aus aller Welt bestiegen. (SDA/hln/hac)

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