Der Luxemburger Jean-Claude Juncker wird seinen Posten an der Spitze der EU-Behörde in Brüssel räumen. Der 62-Jährige sagte in einem Interview mit dem Deutschlandfunk, er werde nicht für eine zweite Amtszeit als EU-Kommissionspräsident kandidieren.
Juncker hatte dieses Amt seit November 2014 inne. Die Amtszeit des EU-Kommissionspräsidenten dauert fünf Jahre. In den letzten Monaten geriet er aber immer stärker in die Kritik. Vor allem wurde er als EU-Präsident mitverantwortlich gemacht für das Ja-Votum Grossbritanniens zum Brexit. Seine Führungsschwäche und sein unklarer Kurs hätten den EU-Verdruss noch verstärkt, meinen Junckers Widersacher.
Auch in Gesprächen mit der Schweiz musste sich Juncker während seiner Amtszeit immer wieder schwierigen Herausforderungen stellen. In den Verhandlungen um eine Umsetzbarkeit der Masseneinwanderungsinitiative zeigte sich der EU-Ratspräsident immer wieder als hartnäckiger Verhandlungspartner.
Unvergessen bleibt aber auch die «zärtliche» Seite Jean-Claude Junckers. Bei einem Besuch der damaligen Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga im Februar 2015 in Brüssel war der EU-Präsident so auf Schmusekurs, dass er es sich nicht nehmen liess, die Schweizer Politikerin vor laufenden Kameras einen Knutscher zu verpassen.
Der langjährige Luxemburger Regierungschef und Finanzminister Juncker gilt als einer der erfahrensten Europapolitiker. Von 2005 bis 2013 war er Vorsitzender der Eurogruppe. In dieser Funktion hatte er massgeblich die milliardenschweren Hilfspakete für das vom Bankrott bedrohte Griechenland mit ausgehandelt. (cat/SDA)