Die Prachtstrasse La Rambla gehört zu den grossen Touristenattraktionen in Barcelona, ebenso wie die angrenzenden historischen Markthallen Las Boquerias. Geschäfte voller Leckereien warten dort am Tag auf die Besucher. Doch kaum schliessen die Verkäufer am Abend ihre Lebensmittel-Stände, ist es vorbei mit den appetitlichen Zuständen.
In den Strassen um die Hallen bieten Prostituierte dann ihre Dienste an. Für kaum mehr als 30 Franken, wie die Zeitung «El País» berichtet. Puffs gibt es dort keine – der schnelle Oral- oder Analsex geht auf dem Pflaster zwischen den Säulengängen über die Bühne. Der Name Las Boquerias, abgeleitet von boca, Mund, bekommt so einen mehr als schalen Nebengeschmack.
Die Anwohner sind erzürnt über ihr Sodom und Gomorrha vor der Haustüre. Eine Verkäuferin beklagt sich, sie müsse jeden Morgen die gebrauchten Kondome vor ihrem Stand wegräumen. «Es ist beschämend. Die Mädchen machen schlicht alles, kaum bedeckt von den parkierten Lastwagen», sagt eine Käsehändlerin. Ein Nachtwächter, der das Treiben jeweils auf seinen Überwachungs-Bildschirmen mitverfolgt, berichtet, dass er seinen Blick immer wieder vor Ekel abwenden müsse.
Repression hat versagt
Die «schmutzigen und entwürdigenden Bilder von jungen Frauen auf den Knien oder mit dem Rücken zu ihren Kunden» seien ein eindrücklicher Beweis für das Versagen der städtischen Massnahmen gegen die Prostitution, kommentiert «El País». Die Bussen in der Höhe von bis zu 3000 Euro schreckten weder Huren noch Freier ab.
Denn die oft drogensüchtigen Afrikanerinnen – teilweise von der Mafia nach Spanien verschleppt – oder Transvestiten aus Südamerika haben mangels Bordellen kaum eine andere Wahl, als die schnelle Nummer im Freien durchzuziehen. Auch die Polizei ist machtlos: «Es ist wie beim Katz-und-Maus-Spiel», sagt ein Sprecher: Wenn sie die Prostituierten rund um die Rambla verfolgten, verzögen sie sich einfach vorübergehend in andere Quartiere.
Kein Wunder, kommt Eva Fernández zum Schluss, dass polizeiliche Repression kein brauchbares Rezept gegen die Zustände in Las Boquerias seien. Die Sprecherin des Einwohnerverbandes von Barcelona fordert stattdessen eine Legalisierung der Prostitution. Dann könnten die gebeutelten Huren sich in Kooperativen zusammenschliessen – und hätten bei ihrem Broterwerb wenigstens ein Dach über dem Kopf. (hhs)