«Keine Front, wie wir sie kennen»
Finnische Kleinstadt wird plötzlich zu Nato-Zentrum

Riihimäki, eine finnische Kleinstadt, wird künftig eine Schlüsselrolle für die Nato übernehmen. Finnland rüstet sich gegen mögliche russische Bedrohungen und baut seine Verteidigung aus. Ein ukrainischer Soldat warnt jedoch: «Ihr seid noch nicht bereit.»
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In der Ukraine werden Drohnen immer wichtiger. Nun will auch Finnland die Ausarbeitung und Produktion neuer Technologien vorantreiben.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Finnland plant Drohnenzentrum in Riihimäki für die Nato-Verteidigung
  • Ein ukrainischer Soldat warnt: Die Nato sei noch nicht bereit für Drohnenkrieg
  • Riihimäki, eine Stadt mit 30’000 Einwohnern, wird zum Innovationsstandort
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Janine EnderliRedaktorin News

Eigentlich ist es eine unscheinbare Kleinstadt im Süden Finnlands. Riihimäki hat knapp 30’000 Einwohner und gilt als Eisenbahnknotenpunkt für Unternehmen und Personenverkehr. Doch plötzlich gerät die Gemeinde aus anderen Gründen ins Rampenlicht. Der Ort, der für seine traditionelle Glasherstellung bekannt ist, wird zur Schlüsselfigur für die Nato. In Riihimäki soll ein neues Drohnenzentrum entstehen. 

Finnland bereitet sich seit Monaten auf eine mögliche Eskalation mit Russland vor. Die Sorgen wachsen weiter – erst kürzlich warnte Nato-Generalsekretär Mark Rutte in Berlin vor einem möglichen russischen Angriff auf ein Nato-Land: «Wir sind Russlands nächstes Ziel.»

Drohnen sind immanent wichtig

Drohnen spielen im Ukraine-Krieg eine immer wichtigere Rolle – für Aufklärung, Nachschub und präzise Angriffe. Deshalb richtet Finnland seinen Fokus verstärkt auf unbemannte Systeme. Auch das geplante Zentrum in Riihimäki soll deren Entwicklung vorantreiben. Die Stadt möchte sich als Standort für Verteidigungsinnovationen innerhalb der Nato etablieren, wie «Euronews» berichtet. Einige Systeme, die dort getestet werden, sind bereits in der Ukraine im Einsatz.

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Zu diesem Zweck entstand das Defence Innovation Network Finland (Define), ein von der Stadt Riihimäki ins Leben gerufenes Netzwerk für Verteidigungs- und Sicherheitstechnologien. Verschiedene unbemannte Systeme werden dort getestet. 

Ukrainischer Soldat: «Ihr seid noch nicht bereit»

Bei einer Veranstaltung letzte Woche war auch der ukrainische Soldat Oleksandr Voitko anwesend. Er hat sich ein paar Tage frei vom Krieg genommen, berichtet die finnische Zeitung «Helsingin Sanomat». In Riihimäki sagte er den ernüchternden Satz: «Ihr seid nicht bereit für den Drohnenkrieg.» 

Zuvor beurteilte Voitko die neuen Waffen. Er glaube nicht, dass die Nato bereits dafür gerüstet sei, einen Drohnenkrieg zu führen, wie es die Ukraine derzeit tut. «Sie sind auf dem richtigen Weg, aber im Moment sind sie noch nicht so weit», sagte er im Hinblick auf Finnland und Europa im Allgemeinen. 

«Kein dummer Feind»

Das Problem: Auch Russland entwickelt neue Technologien. Und zwar schnell. Nach Einschätzung von Experten liegt das Land derzeit vor der Nato, was die Drohnenentwicklung betrifft. Das sieht auch Voitko so: «Sie lernen ständig dazu. Es ist kein dummer Feind, sondern ein sehr intelligenter.»

Brigadegeneral Chris Gent, stellvertretender Stabschef des Nato-Landstreitkräfte-Kommandos, sagte in Riihimäki: «Die Nato lernt ständig und adaptiert neue Technologien.» Klar sei das in einem Bündnis von 32 Staaten eine komplexe Sache. «Aber es ergeben sich dadurch auch viele Möglichkeiten, weil eine grosse Bandbreite an unterschiedlichen Denkweisen und Erfahrungen vorhanden ist.»


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