Sie war die Mutter der mächtigsten Frau der Welt. Während Angela Merkel in Brüssel über das Schicksal von Grossbritannien entscheidet, wird bekannt: Die deutsche Kanzlerin trauert um ihre Mutter Herlind Kasner (†90).
Der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert bestätigte den Todesfall. «Herlind Kasner, die Mutter der Bundeskanzlerin, ist verstorben. Wir bitten, die Privatsphäre der Bundeskanzlerin und ihrer Familie zu achten», sagte Seibert gegenüber der «Bild». Kasner soll bereits Anfang April im Alter von 90 Jahren gestorben sein. Wie die «SZ» berichtet, war die Kanzlermutter vor einigen Wochen erkrankt.
Wie die «Bild» weiter berichtet, soll die Beerdigung im kleinen Familien- und Freundeskreis stattfinden.
Die Bundeskanzlerin hatte sich den Verlust nicht anmerken lassen. Am Mittwoch stellte sich die 64-Jährige den Fragen der Abgeordneten im Bundestag, reiste anschliessend zum EU-Sondergipfel nach Brüssel.
Bei der Amtsvereidigung war sie immer dabei
Herlind Kasner war der Öffentlichkeit vor allem von den Amtsvereidigungen ihrer Tochter bekannt. Die beiden pflegten ein sehr enges Verhältnis. Kasner war jedes Mal im Bundestag dabei, wenn ihre Tochter mit den Worten «So wahr mir Gott helfe» den Amtseid schwor – zuletzt am 14. März 2018. Auch am Festakt zu Angela Merkels 60. Geburtstag im Jahr 2014 war Kasner mit von der Partie.
Merkels Mutter wurde am 8. Juli 1928 in Danzig (Polen) geboren. Ihr Ehemann – ein evangelischer Pfarrer – verstarb 2011.
Kasner war Lehrerin für Latein und Englisch. Die Familie lebte während Angela Merkels Kindheit und Jugend jedoch in der DDR. Wegen des Pfarrberufs ihres Mannes durfte Kasner dort nicht unterrichten.
Angela Merkels Mutter war in der SPD
Später liess sie sich die dreifache Mutter (Angela Merkel hat noch zwei Geschwister) die Freude am Unterrichten nicht mehr nehmen. Noch mit 80 unterrichtete die rüstige Rentnerin dreimal pro Woche Englisch an einer Volkshochschule. Dafür wurde sie 2008 auf dem Deutschen Weiterbildungstag mit einem Ehrenpreis ausgezeichnet.
Auf Lokalebene war sie nach der Wende auch politisch kurz aktiv. Im Gegensatz zu ihrer Tochter allerdings bei den Sozialdemokraten – später trat sie aus.
Bei ihren seltenen öffentlichen Auftritten zeigte Kasner – wie ihre Tochter – Humor, plauderte angeregt mit jedem, der auf sie zuging. Nur bei Fragen zu ihrer berühmten Tochter war sie zurückhaltend. Wie die «Welt» berichtet, antwortete sie anlässlich der Preisverleihung 2008 auf die Frage, ob sie stolz auf ihre erfolgreiche Tochter sei: «Mit Stolz kann ich nichts anfangen, das ist keine Kategorie, in der mein Mann und ich denken.»