Justiz-Skandal in den USA
18-Jähriger muss 65 Jahre in den Knast, weil ein Polizist seinen Kumpel erschoss

In den USA wurde der 18-jährige Lakeith Smith wegen Mordes zu 65 Jahren Haft verurteilt. Bloss: Den Mord beging ein Polizist. Wie kann das sein?
Publiziert: 07.04.2018 um 07:54 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 20:20 Uhr
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Der 18-Jährige Lakeith Smith aus Montgomery, Alabama wurden wegen Beihilfe zu Mord, Raub und Diebstahl zu 65 Jahren Gefängnis verurteilt.
Foto: Elmore County (Ala.) Jail

In den USA kam es diese Woche wohl zu einem der schlimmsten Justiz-Verbrechen der jüngeren Zeit: Ein 18-Jähriger wurde zu 65 Jahren Haft verurteilt, weil er in ein Haus einbrach. Aber der Reihe nach:

Gemeinsam mit vier Kollegen hatte der damals 15-Jährige Lakeith Smith im Februar 2015 die Idee, in ein fremdes Haus in Montgomery/Alabama einzusteigen. Die Diebe wurden bemerkt, die Polizei informiert. Daraufhin gab es einen Schusswechsel mit den Beamten, in dessen Rahmen Smiths 16-jähriger Freund von einem Polizisten getötet wurde.

Schuld-Zuweisung abgelehnt

Relativ schnell wurde entschieden, dass die Einbrecher vor dem Gericht als Erwachsene und nicht als Jugendliche behandelt werden sollten, wodurch die Strafe deutlich höher ausfallen konnte. Drei Jahre mussten sie auf den Prozess warten, am Donnerstag wurde Smith verurteilt.

Zuerst erhielt der heute 18-Jährige die Möglichkeit, schuldig zu plädieren und 25 Jahre Haft abzusitzen. Er entschied sich dagegen. Das Gericht verurteilte ihn vergangenen Donnerstag zu 65 Jahren Haft: 30 für Mord, 15 für Einbruch und zweimal zehn Jahre für Diebstahl. 

Der 18-jährige sei für den Mord «verantwortlich»

Die Begründung des Gerichts: Smith sei für den Mord an seinem Kollegen verantwortlich. Möglich macht dieses Urteil ein Gesetz des Staates Alabama, gemäss dem jeder in einer Täter-Gruppe für die Taten eines Mit-Verbrechers verantwortlich gemacht werden kann. Da einer seiner Kollegen starb, sei Smith mitschuldig an dessen Tod, lautete die Begründung des Gerichts.

Als dies verkündet wurde, lachte Smith nur. Der Richter fand das überhaupt nicht lustig. «Er hat sich bisher nicht entschuldigt», sagte der Richter. «Er hat vor Gericht nicht zugegeben, dass er es nicht hätte tun sollen. Sein ganzes Verhalten, gegenüber diesem Gericht und eigentlich gegenüber dem Leben generell, ist negativ.»

Polizist kommt ungeschoren davon

Die drei überlebenden Kollegen von Smith haben schuldig plädiert und warten auf die Verkündung ihrer Strafe.

Der Polizist, der viermal auf den Jugendlichen schoss, bis er tot umfiel, muss mit keinen Konsequenzen rechnen. Eine Jury sprach ihn frei. Der Polizist habe kein Fehlverhalten an den Tag gelegt, lautete das Urteil.

Ein 18-Jähriger, der 65 Jahre in den Knast soll, weil ein Polizist seinen Freund erschossen hat: Der Fall gibt Anlass zum Kopfschütteln. In den USA kommt es regelmässig zu Polizeigewalt gegen Afroamerikaner. Die (weissen) Polizisten bleiben dabei häufig unbehelligt.

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(vof/kin)

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