Jetzt spricht der neue Chef der Schweizer Garde
Probleme mit Papst, Schwulen und Frauen

Christoph Graf (53), der neue Kommandant der Schweizer Garde, darüber, warum sich Frauen, Ausländer, Schwule und Unkraut nur bedingt mit dem Vatikan vertragen – und warum sein Schützling ein Lausbube ist.
Publiziert: 30.03.2015 um 10:56 Uhr
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Aktualisiert: 13.10.2018 um 06:52 Uhr
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Christoph Graf ist der neue Kommandant der Schweizergarde.

Christoph Graf (53) hat im Februar ein schweres Erbe angetreten. Der Luzerner ist der 35. Kommandant der Schweizergarde und Nachfolger von Daniel Anrig, der Anfang dieses Jahres seinen Hut nehmen musste. Zu militärisch, zu herrisch und zu streng sei dessen Führungsstil gewesen.

Graf will als oberster Bodyguard von Papst Franziskus eine andere Strategie fahren. «Man muss seine Leute gern haben, wenn man sie führen will», sagt er heute im Interview mit der «Aargauer Zeitung».

Nur die Sekretärin ist eine Frau

Abgesehen davon dürften die Änderungen für die Gardisten aber überschaubar bleiben. «Nur weil ich neu bin, muss ich nicht alles ändern», meint Graf.

Auch von den traditionellen Strukturen will der Vater zweier Kinder nicht abweichen. So werde er den Tag, an dem die erste Frau in der Garde vereidigt wird, «bestimmt nicht mehr erleben». Würde man auch weibliche Gardistinnen aufnehmen, riskierte man plötzlich «Bischöfinnen oder sogar eine Päpstin». Nur eine Frau hat sich unter die Männer gemischt: die Sekretärin.

Nebst Frauen haben auch Ausländer in der Garde, einem «Privileg für Schweizer», nichts verloren. «Die Garde wird eher aufgelöst, als dass sie Ausländer aufnimmt. Dazu ist sie zu stolz», verrät Graf in der «Aargauer Zeitung». Rückständig findet Graf diese Einstellung genau so wenig wie die Haltung der katholischen Kirche gegenüber Homosexuellen.

«Die Kirche schliesst die Homosexuellen nicht aus», sagt Graf. Katholisch sein zu wollen und gleichzeitig diese Sexualität auszuleben, ginge aber nicht. «Da ist die Kirche klar.»

Papst büxt inkognito aus

Weniger klar scheint hingegen der jeweilige Aufenthaltsort des Oberhaupts dieser Kirche – der Papst macht es seinen Männern nicht einfach, ihn zu beschützen. «Innerhalb des Vatikans wissen wir nicht immer, wo er ist. Selbst dass er den Vatikan inkognito verlässt, ist gut möglich», sagt Graf.

Franziskus sei «sehr väterlich» und spreche auch «mit normalen Angestellten». Einmal habe er sogar in der Mitarbeiterkantine gegessen.

«Franziskus ist für den Vatikan eine Revolution», sagt Graf. Er selber wird den Stadtstaat wohl aber nicht umkrempeln. Untätig war er seit Amtsantritt trotzdem nicht: «Ich habe im Innenhof Grünpflanzen entfernt, es hatte zu viele.» (lex)

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