«Manchmal schaute ich unter der Zellentüre hindurch, nur um zu sehen, ob ihre Sandalen noch da waren», sagt Omar Alkhani über Kayla Mueller (†26). Der Syrer und die Amerikanerin waren ein Liebespaar.
2010 lernten sie sich in Kairo kennen. 2013 sah Omar seine Liebe zum letzten Mal - gefangen von der Terrorgruppe IS und mit Kapuze über dem Kopf.
Nach 20 Tagen kam Omar frei
Es war das Jahr, in dem Kayla und Omar gemeinsam nach Aleppo reisten. In einem Spital der Organisation Ärzte ohne Grenzen sollte Omar im Norden Syriens eine Internetleitung reparieren. «Kayla wollte unbedingt mit. Ich lehnte ab, aber sie bestand darauf, sich das Leid und Unrecht mit eigenen Augen anzusehen», sagt Omar zur Nachrichtenagentur AP. «Ich dachte, wenn ich sie nicht mitnehme, geht sie mit einem anderen mit.»
Doch nur einen Tag nach seinem Job im Spital sollte Omar diesen Entscheid bereuen. Die zwei sassen bereits im Taxi, wollten zurück in die Türkei, als IS-Terroristen das Auto stoppten und sie entführten.
20 Tage sassen sie in getrennten Zellen. Sie gaben sich Lebenszeichen, indem sie laut husteten. Dann liessen die Terroristen Omar mit den Worten frei: «Vergiss die Amerikanerin und deine Kamera.»
«Ich schaffte es bis in die Zelle»
Der Syrer ging, doch das schlechte Gewissen plagte ihn und so kehrte er zurück: mit einem Befreiungsplan im Gepäck. «Ich schaffte es bis in ihre Zelle», so Omar. Den Islamisten sagte er, sie sei seine Frau, sie sollten sie freilassen. Aber sein Plan ging nicht auf.
Kayla bestätigte seine Lüge nicht. «Ich nehme an, sie wollte mich schützen. Das war typisch für sie.»
Eineinhalb Jahre sass Kayla in Geiselhaft. Vor einer Woche informierte ihre Familie über ihren Tod. Zuvor hatte der IS behauptet, Kayla sei bei einem jordanischen Luftschlag auf die syrische Stadt Rakka ums Leben gekommen. Einen Beweis dafür gibt es noch nicht. (mad)