Jetzt redet die Freundin von Putin-Gegner Nemzow (†55)
So erlebte ich den Mord!

Boris Nemzow soll seit zweieinhalb Jahren mit der Ukrainerin Anna Duritskaya liiert gewesen sein. Das Model ist jetzt die Hauptzeugin im Mordfall um den russischen Oppositionspolitiker.
Publiziert: 02.03.2015 um 15:49 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:08 Uhr
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Ein Porträt aus ihrem Model-Porfolio: Anna Duritskaya war dabei, als Boris Nemzow starb.
Foto: Keystone

Nach dem Mord am russischen Oppositionspolitker Boris Nemzow (†55) sind alle Augen auf seine schöne Freundin Anna Duritskaya gerichtet. Die 23-jährige Ukrainerin war dabei, als der Gegner des russischen Präsidenten Wladimir Putin (62) am Freitagabend in der Nähe des Kremls erschossen wurde. 

«Ich konnte gar nichts sehen»

Die russischen Behörden haben das Model bereits stundenlang befragt. Jetzt erzählt Duritskaya auch gegenüber den Medien, was sie in jener Nacht erlebte: «Ich konnte gar nichts sehen», sagt sie gegenüber dem russischen TV-Kanal Dozhd. «Ich drehte mich um und alles, was sich sah, war ein Auto mit einer hellen Farbe. Ich konnte weder die Automarke noch das Nummernschild erkennen, als das Auto wegfuhr.»

Paul Ronzheimer, Reporter der deutschen Zeitung Bild, hat in der Ukraine die Mutter des Models aufgesucht. Deren Angaben zufolge hätten sich Nemzow und Duritskaya seit zweieinhalb Jahren gekannt. Der Journalist kann sich telefonisch mit der Freundin des ermordeten Politikers unterhalten: «Ich habe die Mörder nicht sehen können, sie kamen von hinten, alles ging zu schnell», sagt ihm Duritskaya.

«Ich will nur noch nach Hause»

Sie sei in einer schlechten Verfassung, sagt die junge Frau. «Mir geht es sehr schlecht, ich will nur noch nach Hause.» Die Polizei wolle sie nicht ausreisen lassen, obwohl sie schon alles gesagt habe. Duritskaya: «Jetzt wollen sie mich erneut verhören.»

Medien zufolge ist ein Experte für Verbrechen mit nationalistischem Hintergrund zum Sonderermittler in diesem Fall ernannt worden: General Igor Krasnow. Dies berichten heute russische Medien. Krasnow leitet demnach eine zwölfköpfige Sonderkommission. Der General klärte auch die politischen Morde an dem kremlkritischen Anwalt Stanislaw Markelow und der Journalistin Anastasia Baburowa auf.

Das dürfte auf den Hauptermittlungsansatz hindeuten: ein Mord, womöglich verübt von Nationalisten, die aus Hass auf die prowestliche Opposition gehandelt haben könnten, wie Kommentatoren meinen. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es nicht.

Video vom Tatort

Eine russische TV-Station veröffentlichte gestern ein Überwachungs-Video vom Tatort, das die Ermordung Nemzows zeigen soll.

Auf der Aufnahme ist zu sehen, wie zwei Personen, bei denen es sich um den Politiker und seine Freundin handeln soll, über eine Brücke spazieren. Als die Schüsse fallen, verdeckt ein Reinigungsfahrzeug die Szene. Dann rennt ein Mann zu einem vorbeifahrenden Auto und wird weggefahren. Ist er der Täter?

Die Freundin des Opfers rennt zuerst dem Reinigungsfahrzeug hinterher und wendet sich dann dem Erschossenen zu.

Andere Kameras in der Umgebung seien nicht in Betrieb gewesen, berichtet die russische Zeitung Kommersant. Die Stadt Moskau weist diese Berichte zurück. Alle Überwachungskameras hätten funktioniert, heisst es. Die Aufnahmen würden ausgewertet. (noo)

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