Jetzt packt eines von 23 Opfern über die Campingplatz-Pädos aus
«Er hat uns sogar ein Pferd gekauft»

Über Jahre hinweg missbrauchte Andreas V. (56) auf einem Campingplatz in Deutschland über 1000 Mal kleine Kinder. Eines seiner Opfer: Jana T.*, damals acht Jahre alt. Sie berichtet, wie der 56-Jährige ihre Vertrauen gewann, um sie danach zu vergewaltigen.
Publiziert: 31.01.2019 um 14:21 Uhr
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Aktualisiert: 01.02.2019 um 11:24 Uhr
Hier auf dem Campingplatz Eichwald missbrauchte Andreas V. (56) mit zwei Kollegen über mehr als zehn Jahre mindestens 23 Kinder.
Foto: Keystone
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Jana T.* ist durch die Hölle gegangen. Jahrelang war sie in den Fängen von Andreas V. (56). Der Deutsche baute sich auf dem Campingplatz Eichwald in Lügde im Bundesland Nordrhein-Westfalen einen Pädo-Ring auf. Hier missbrauchte er mit zwei Kollegen über zehn Jahre mindestens 23 Kinder – über 1000 Mal. Das Trio filmte ihre abscheulichen Taten, verkaufte sogar die Aufnahmen. Und mittendrin: die achtjährige Jana.

Zuerst lockte er sie mit Ausflügen in Freizeitparks und Schwimmbäder, erkaufte sich so das Vertrauen des kleinen Mädchens. «Er hat uns immer sehr viel geholt und sehr viel gekauft. Er hat uns sogar ein eigenes Pferd gekauft», sagt Jana zu RTL.

Dann beginnt das Martyrium für die damals Achtjährige. V. vergeht sich an ihr, missbraucht sie – nicht nur einmal. «Es war jedes Wochenende so. Das war echt schon heftig, wenn man im Nachhinein darüber nachdenkt. Das ging auch über mehrere Jahre hinweg so. Ungefähr im Alter 8 bis 10, 11 Jahre habe ich erst realisiert, was da vorgefallen ist.»

Jugendamt gab Andreas V. sogar eine Pflegetochter

Nachbarn, Freunde und Bekannte, niemand bemerkte, was da auf dem Campingplatz passierte. Auch das Jugendamt nicht. Fatal für ein siebenjähriges Mädchen. Die Behörden vertrauten im Januar 2017 Andreas V. eine Pflegetochter an.

Unfassbar: Es war der Wunsch der eigenen Mutter. Denn das Mädchen war schon zuvor bei V., verbrachte dort viel Zeit. «Weder der Gesundheitszustand, die finanzielle Lage noch das erweiterte Führungszeugnis des Mannes gaben Grund zur Beanstandung», schreibt das Jugendamt in einer Stellungnahme und weist jegliche Schuld von sich.

Und betont: «Es gab zu keinem Zeitpunkt des Aufenthaltes des Kindes bei dem Mann konkrete Hinweise auf seelische oder sexuelle Auffälligkeiten oder Übergriffe!»

Familienvater zeigte Dauercamper schon 2016 an

Die Staatsanwaltschaft prüft nun, ob das Jugendamt versagt hat. Denn Fakt ist: Bereits 2016 gab es einen Pädophilie-Verdacht. Jens Ruzsitska (57) hatte V. angezeigt. Damals ging er zur Polizei und auch zum Jugendamt, weil seine beiden Töchter von V. angefasst wurden. Die Polizei unternahm aber nichts.

«Wir prüfen jetzt, ob die Polizei nicht weitere Schritte hätte einleiten müssen», erklärte Oberstaatsanwalt Ralf Vetter am Donnerstag.

«Er war ganz offensichtlich pädophil, hat immer wieder kleine Kinder berührt», sagt der 57-Jährige zur «Lippischen Landes-Zeitung». Aber nichts geschah. Im Gegenteil: V. bekam wenig später sogar eine Pflegetochter anvertraut – die missbraucht wurde.

Im November 2016 erfolgte eine weitere Meldung durch eine Mitarbeiterin des Jobcenters Blomberg an die Polizei und das Jugendamt Lippe. Dabei ging es laut Staatsanwaltschaft um Äusserungen des Pflegevaters, die auf sexuellen Missbrauch des Kindes hindeuten konnten. 

Auch in diesem Fall reichte die Polizei den Hinweis an das Jugendamt weiter. Weitere Ermittlungen oder ein Hinweis an die Staatsanwaltschaft erfolgten nicht. Auch dieses Verhalten will die Staatsanwaltschaft Detmold jetzt unter die Lupe nehmen.

Über 400 CDs und DVDs beschlagnahmt

Die ehemalige Pflegetochter von V. befindet sich mittlerweile in einer «erfahrenen Familie», wird hier gut betreut. Ihr Peiniger sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. V. und seine Pädo-Kollegen wurden bereits im Dezember verhaftet. Doch erst gestern kam der Fall an die Öffentlichkeit. 

Der Fall schockiert auch die Ermittler. Mehr als 400 CDs und DVDs wurden sichergestellt. Die Sichtung des Beweismaterials ist eine Mammutaufgabe für die Beamten.

«Bei der Auswertung der sichergestellten Beweismittel und bei den Anhörungen der Kinder kamen perfide Einzelheiten zutage, die mich und die anderen Kolleginnen und Kollegen noch lange nach Dienstende beschäftigen», sagte der Leiter der Ermittlungskommission, Gunnar Weiss in einer Pressekonferenz. (jmh/SDA)

*Name geändert

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