Bei der Einreise nach China mussten sich einige japanische Bürger den umstrittenen Analtests zur Corona-Erkennung stellen. Weil sie danach über durch die Prozedur verursachten «psychischen Stress» klagten, beschwert sich die japanische Regierung jetzt bei China.
Der Leiter des japanischen Kabinettssekretariats, Katsunobu Katō (65), bestätigte gegenüber der BBC, dass sich einige der Betroffenen an die japanische Botschaft in China gewandt hatten. «Die Analabstriche haben grossen psychischen Stress verursacht», schimpft er.
Die Tests würden vor allem bei Personen verwendet, die unter Quarantäne stehen oder nach China einreisen, erklärt er. Zudem betont Katō, dass die Verwendung von Analabstrichen «nirgendwo sonst auf der Welt bestätigt» wurde. Wie viele Japaner genau getestet wurden, ist unklar. Die chinesische Regierung hat sich bisher noch nicht zu den Vorfällen geäussert.
Bereits die zweite Beschwerde
Doch Japan ist mit seiner Beschwerde nicht allein. Denn bereits vergangene Woche kritisierte die US-Regierung das Vorgehen Chinas. «Vice» berichtete, dass einige amerikanische Diplomaten bei der Einreise zu Analtests aufgefordert worden sind. Ein Sprecher des US-Aussenministeriums äussert sich: «Das Aussenministerium hat dieser Art von Tests nie zugestimmt und direkt beim chinesischen Aussenministerium protestiert.»
Die Regierung in Peking gab zu, dass es sich bei den Fällen um Versehen handelte. Dem Sprecher des Ministeriums, Zhao Lijian (48), war nicht bewusst, dass Analtests bei Amerikanern durchgeführt worden sind, wie CNN berichtet: «Soweit ich weiss, und ich habe mich auch bei meinen Kollegen erkundigt, hat China nie von US-Diplomaten in China verlangt, sich einem Analtest zu unterziehen.»
Die Ansage der USA ist jedoch ziemlich klar. Es heisst: «Wir haben die Mitarbeiter angewiesen, den Analtest abzulehnen, falls er von ihnen verlangt wird.» Man sei nämlich verpflichtet, «die Würde» der amerikanischen Diplomaten zu wahren.
Analtests mit erhöhter Nachweisrate
China führte die Analabstriche Ende Januar ein. Diese Methode könne «die Nachweisrate bei infizierten Personen erhöhen», da das Virus im Anus länger nachweisbar sei als in den Atemwegen, sagte Li Tongzeng, ein leitender Arzt des You'an Krankenhauses in Peking, dem staatlichen Fernsehsender CCTV.
Ein chinesischer Gesundheitsbeamte demonstriert in einem Erklärvideo, wie bei der Prozedur ein Wattestäbchen circa drei bis fünf Zentimeter tief in den Anus eingeführt und dort sanft gedreht wird. Das sei jedoch «nicht sehr angenehm».
Im Internet reagiert man mit schwarzem Humor: «Ich habe zwei Analabstriche gemacht, jedes Mal musste ich danach einen Rachenabstrich machen - ich hatte solche Angst, dass die Krankenschwester vergisst, ein neues Stäbchen zu benutzen», scherzte ein Nutzer auf der Plattform Weibo. (aua)