Jagd auf «Drachenlord»
Massiver Polizeieinsatz wegen Internet-Mob

Die Polizei musste in Deutschland zu einem Grosseinsatz ausrücken. Der Grund: Ein langjähriger Streit zwischen dem Ex-Yotuber «Drachenlord» und seinen «Hatern».
Publiziert: 10:11 Uhr
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Aktualisiert: 10:25 Uhr
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Ein Internetmob hat einen grossen Polizeieinsatz in Deutschland ausgelöst. Die Menschen waren wegen «Drachenlord» (Bild) gekommen.
Foto: Screenshot

Darum gehts

  • Tausende versammelten sich in Emskirchen, lösten Polizeieinsatz aus
  • Aktion galt ehemaligem Wohnort eines umstrittenen Youtubers
  • Polizei schätzte bis zu 4000 Personen, 100 Ordnungswidrigkeitenanzeigen eingeleitet
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Mehrere Tausend Menschen haben sich am Samstag nach Aufrufen in sozialen Medien am ehemaligen Wohnort des Ex-Youtubers «Drachenlord» im bayerischen Emskirchen versammelt und einen grösseren Polizeieinsatz ausgelöst.

Wie die Polizei in Nürnberg mitteilte, verhinderten Einsatzkräfte «ein Vordringen der jungen, überwiegend männlichen Personen in den Gemeindeteil Altschauerberg». In der Spitze seien rund 4000 Menschen geschätzt worden. Ein 16-Jähriger wurde vorläufig festgenommen.

Ausserdem leitete die Polizei Ordnungswidrigkeitenanzeigen gegen etwa 100 Anwesende ein. Nach Angaben der Beamten von Samstagabend kam es zu einer Beleidigung, einem Fall von Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und einer Sachbeschädigung. Ferner wurde ein 20-Jähriger von Rettungskräften in ein Krankenhaus gebracht, nachdem er sich beim Einbruch in eine Jagdhütte an einer eingeschlagenen Fensterscheibe eine stark blutende Schnittwunde zugezogen hatte.

Er brüllte seine Adresse in die Kamera

Hinter der Aktion steckt das sogenannte «Schanzenfest». So wird das Einfamilienhaus genannt, in dem «Drachenlord» alias Rainer Winkler lange Zeit lebte. Inzwischen wurde das Gebäude abgerissen.

«Drachenlord» machte sich im Netz durch seine konfrontative Art viele Feinde, sogenannte Hater, oder «Haider», wie er sie mit seinem fränkischen Akzent nennt. Er war übergewichtig und vertrat meist radikale Ansichten, bezeichnete den Holocaust als «nice Sache». 

Als 2013 seine Schwester von einem Anrufer bedroht worden war, platzte dem Bayern der Kragen. In einem seiner Videos machte er seinem Frust Dampf, suchte die direkte Konfrontation mit seiner Hass-Community und schrie seine Adresse in die Kamera.

Die «Haider» pilgerten jahrelang zu seinem Haus

Die «Haider» liessen sich das nicht zweimal sagen – der Online-Hass schwappte in die kleine bayerische Gemeinde. Menschen kamen täglich zur «Drachenschanze», wie sein Haus in der Community genannt wurde, bewarfen den «Drachenlord» mit Eiern oder wurden nicht selten gewalttätig.

Die «Haider» pilgerten jahrelang zu seinem Haus, wo es zu Beschimpfungen und Randale kam. Häufig musste die Polizei einschreiten. Und «Drachenlord» zog schliesslich weg und das Haus wurde abgerissen.

Nach Polizeiangaben erliess die Gemeinde aufgrund von vergangenen Erfahrungen nach Bekanntwerden der Mobilisierung für Samstag eine Allgemeinverfügung, die unter anderem Versammlungen von mehr als acht Menschen verbot. Dennoch trafen sich zahlreiche Menschen ab Samstagnachmittag an einem Supermarkt in Emskirchen und machten sich zu Fuss auf den Weg in Richtung Altschauerberg. Die Polizei zog massive Kräfte zusammen, darunter auch eine Reiterstaffel.

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