Eine der wichtigsten Nord-Süd-Achsen im Herzen Europas ist der nächste Streitpunkt in der Flüchtlingsfrage: Wird der Brenner, die vielfach genutzte Passstrasse zwischen Österreich und Italien, bald dichtgemacht?
Österreichs Innenminister Wolfgang Sobotka (60) erklärte nach einem Dreiertreffen mit den Landeshauptmännern von Tirol und Südtirol, er wolle weiter das Gespräch mit der italienischen Regierung suchen.
Ob ein Grenzzaun errichtet würde, hänge von der Kooperationsbereitschaft ab: «Wenn Italien keine Massnahmen setzt, dann wird der Zaun eingehängt.» Vorsorglich würden bereits «alle Steher und Fundamente» dafür errichtet.
Zuvor hatten Sobotka und der Landeshauptmann von Tirol, Günther Platter (61), auf einer Pressekonferenz einmal mehr an Italien appelliert, die Aussengrenze wirksam zu schützen, Flüchtlinge zu registrieren und Sammelzentren zu errichten.
Der Landeshauptmann des italienischen Südtirols, Arno Kompatscher (45) hofft auf eine gemeinsame Lösung für ein geordnetes Grenzmanagement am Brenner: Es sei «erforderlich, um die Sicherheit in Österreich weiterhin zu gewährleisten».
Rom hat bereits protestiert und die EU-Kommission eingeschaltet. Für heute ist eine Demonstration am Brenner geplant. Österreich hat angekündigt, die Grenze zukünftig zu kontrollieren - und notfalls zu schliessen.
Pro Jahr fahren allein zwei Millionen LKW über den Brenner. Kontrollen oder eine vollständige Sperrung würden dem Tourismus, Handel und den angrenzenden Regionen empfindlich schaden.