Schon der Vater, Pierluigi Tizzani (†76), war Arzt. Er war Leiter eines Turiner Spitals. Jetzt stehen sechs seiner elf Kinder im Einsatz gegen das Coronavirus: Barbara (49), Maria (46), Emanuele (40), Pietro (39), Alessandra (37) und Davide Tizzani (35) stehen im Kampf gegen die Pandemie an vorderster Front.
«Wir haben eine WhatsApp-Gruppe für uns Ärzte in der Familie eingerichtet und teilen berufliche Informationen. Sie dient auch dazu, uns gegenseitig in dieser schwierigen Zeit zu ermutigen», erzählen die Geschwister im Gespräch mit dem katholischen Magazin «Famiglia Cristiana».
Eigene Kinder seit einem Monat nicht gesehen
Die Opfer, welche die Geschwister bei der Ausübung ihres Berufs derzeit erbringen, sind gross. Barbara zum Beispiel, die in einer Geriatrie-Abteilung arbeitet, hat ihre Kinder im Alter von sieben und zehn Jahren seit mehr als einem Monat nicht mehr gesehen. Aus Vorsicht, weil sie ihre Familie nicht versehentlich infizieren will.
Die Corona-Patienten sind für Barbara indes zu einer Art Ersatzfamilie geworden. Mit ihnen feiert sie Geburtstage, weil die Angehörigen im Spital nicht zugelassen werden. Andere begleitet sie beim Sterben. «Einige Patienten haben sich zuletzt von ihren Angehörigen nur noch telefonisch verabschieden können, andere haben mit uns ihre letzten Lebensstunden geteilt.»
Erinnerung an Vater gibt ihnen Kraft
Davide und Pietro arbeiten in der Notaufnahme des Turiner Spitals San Giovanni Bosco. Maria ist in der Nothilfe des Krankenhauses Molinette tätig, während Alessandra wie ihre Schwester Barbara in einer Geriatrie-Abteilung im Einsatz steht. Der sechste Arzt unter den Geschwistern, Emanuele, ist Kardiologe. Als solcher beaufsichtigt er derzeit ebenfalls Covid-19-Patienten.
Barbara, die älteste unter den Geschwistern, schöpft Kraft aus der Erinnerung an ihren Vater: «Würde er noch leben, wäre er bestimmt gegen die Epidemie im Einsatz. Er arbeitete mit grosser Aufopferungsbereitschaft. Wir bemühen uns alle, an ihm ein Beispiel zu nehmen.» Der Mann habe ein grosses Herz gehabt. «Oft behandelte er ärmere Menschen und liess sich nicht dafür bezahlen. Sein Beispiel hat uns in der Berufswahl sehr beeinflusst.» (noo)