Weisse Professorin gab sich jahrelang als Schwarze aus
0:48

Irrer Fall in den USA
Weisse Professorin gab sich jahrelang als Schwarze aus

Eine US-Professorin behauptete ihr Leben lang, sie sei dunkelhäutig – jetzt beichtet sie, dass sie brandschwarz gelogen hat und eigentlich käseweiss ist.
Publiziert: 05.09.2020 um 21:00 Uhr
|
Aktualisiert: 06.09.2020 um 13:38 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/4
Sie ist Professorin an der renommierten George-Washington-Universität in den USA.
Foto: The Washington Post via Getty Images

Was zunächst absurd klingt, ist in den USA tatsächlich passiert. Eine hellhäutige Professorin hat sich jahrelang als schwarze Frau ausgegeben. Jetzt hat Jessica Krug zugegeben, die Leute während ihrer gesamten Uni-Karriere an der Nase herumgeführt zu haben.

Die 38-Jährige ist seit 2012 Professorin für afrikanisch-amerikanische Geschichte an der George Washington University und eine «Black Lives Matter»-Aktivistin.

Jahrelang versteckte sie sich hinter falschen Identitäten. So gab sie an, eine nordafrikanische, dann US-amerikanische und zuletzt aus Bronx (New York) stammende Schwarze mit karibischen Wurzeln zu sein.

Weisse Jüdin aus Kansas City

Am Donnerstag lüftete sie dann in einem Post mit dem Titel «Die Wahrheit und die antischwarze Gewalt meiner Lügen» das Geheimnis: In Wirklichkeit sei sie eine weisse Jüdin, die in Kansas City aufwuchs.

«Meine wiederholte Aneignung einer schwarzen karibischen Identität ist nicht nur im schlimmsten Sinne falsch – unethisch, unmoralisch, schwarzenfeindlich, kolonialistisch –, ich habe darüber hinaus auch die Menschen manipuliert, die ich liebe.»

Krug gibt zu, psychische Probleme zu haben und zu feige gewesen zu sein, um dem Schwindel schon viel früher ein Ende zu setzen. «Ich habe bei jedem Atemzug gelogen.» Warum sie sich als Schwarze ausgab, könne sie nicht erklären.

«Kultureller Blutegel»

Sie habe kein Doppelleben geführt, schreibt sie. «Es gibt keine Parallelform meines Erwachsenseins, die mit weissen Menschen, einer weissen Gemeinschaft oder einer alternativen weissen Identität verbunden ist. Ich habe diese Lüge gelebt, vollständig, ohne Ausstiegsplan oder -strategie.» Die Frau bezeichnet sich als «kulturellen Blutegel».

Sie habe nie eine andere Identität entwickelt und müsse nun herausfinden, wie sie «eine Person sein kann, von der ich nicht glaube, dass sie existieren sollte».

Sie habe jede Brücke hinter sich abgebrochen und erwarte nicht, dass ihre Beziehungen «feuerresistent» seien. «Ich würde niemals um Vergebung bitten oder sie erwarten.» Die Menschen sollen sie aus ihren Leben streichen.

Uni prüft Konsequenzen

Ihr Umfeld kritisiert sie nun scharf. Sie habe sich zu diesem Schritt entschieden, weil es bereits rausgekommen war und nicht etwa wegen der moralischen Bedenken, schreibt ein ehemaliger Freund auf Twitter.

Ob sie ihre Stelle als Professorin verliert und welche anderweitige Konsequenzen ihr Verhalten haben wird, ist noch nicht klar. Die Bildungsinstitution überprüft derzeit nächste Schritte.

Der Fall von Krug erinnert an die Geschichte von Rachel Dolezal. Die hellhäutige Blondine mit deutschen und tschechischen Wurzeln hatte sich ebenfalls für eine Schwarze ausgegeben. Bis ihre Eltern sie im Juni 2015 verpfiffen. (man)

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?