Es hätte ein freudiger Familienanlass werden sollen. Gemeinsam mit ihren Kindern absolvierten Eltern am vergangenen Samstag im österreichischen Linz einen Mini-Marathon. Nur 40 Meter lang war die Strecke, welche die Eltern-Kind-Paare bewältigen mussten.
Doch aus dem spassigen Event entwickelte sich plötzlich ein erbitterter Wettkampf: Für einige der Eltern war der Sieg beim sogenannten Juniormarathon offenbar so wichtig, dass sie ihre drei- bis vierjährigen Schützlinge an der Hand ins Ziel schleiften.
«Total falscher Ehrgeiz»
Ein Sportfotograf hielt das Gezerre mit seiner Kamera fest. An den Händen der Eltern seien die Kinder zum Teil einen halben Meter hoch durch die Luft geflogen, sagte er dem «Standard». «Da wollten die Eltern gewinnen. Die Kinder haben geweint.»
In den sozialen Medien sorgen seine Bilder für Empörung. Die Kommentare reichen von «total falscher Ehrgeiz» über «fassungslos» bis hin zu «da stellen sich mir die Nackenhaare auf».
Es ist nicht das erste Mal, dass es beim Kinderlauf in der oberösterreichischen Stadt zu derartigen Szenen kommt. Ewald Tröbinger, der den Linz-Marathon seit 2002 organisiert und selbst begeisterter Marathon-Läufer ist, musste sich bei seiner Veranstaltung schon mehr als einmal fremdschämen. «Leider hat der übertriebene und falsche Ehrgeiz der Erwachsenen von Jahr zu Jahr zugenommen», sagt er dem «Kurier».
Organisator überlegt Absage für 2017
Auf Facebook schreibt der Veranstalter: «Unser Ziel ist es, mit dem Juniormarathon die Kinder zum Laufen zu bringen und ihnen Freude an der Bewegung zu schaffen.» Die Platzierung sollte dabei eigentlich nicht im Vordergrund stehen.
Organisator Tröbinger ist ohnehin der Meinung, dass Eltern bei den Kinderläufen nicht mit auf der Strecke sein sollten. Man erlaube dies nur bei den Kleinsten, weil «viele ohne Mama und Papa Angst» hätten. Nach den jüngsten Ereignissen überlegt sich Tröbinger nun, den Juniormarathon für 2017 abzusagen. (gr)