Infektionsrate so hoch wie nie
Jetzt holt sich das Coronavirus auch Australien

Australien und Neuseeland genossen lange Zeit tiefe Corona-Zahlen. In den letzten Wochen haben die Neuinfektionen in den beiden Inselstaaten jedoch besorgniserregend stark zugenommen. Australien verzeichnet nun erstmals mehr als 1000 Fälle innert 24 Stunden.
Publiziert: 27.08.2021 um 03:00 Uhr
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Aktualisiert: 27.08.2021 um 06:34 Uhr
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Menschen warten vor einem Impfzentrum der Stadt Melbourne: Die Impfkampagne in Australien läuft schleppend.
Foto: keystone-sda.ch

Lange galten die beiden Inselstaaten Neuseeland und Australien als Musterschüler in der Pandemiebekämpfung. Grenzen wurden dichtgemacht und strikte Lockdowns verhängt. Vor allem in New South Wales, wo auch die Millionenmetropole Sydney liegt, breitet sich das Coronavirus derzeit jedoch rasch aus.

New South Wales verzeichnet erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie mehr als 1000 Neuinfektionen innert eines Tages. Am Donnerstag wurden 1029 neuinfizierte Personen gemeldet. Trotz des seit acht Wochen andauernden strikten Lockdowns, welchen die Regierung verhängt hatte.

Spitäler ächzen

Die steigenden Fallzahlen im Grossraum Sidney sorgen bei den lokalen Spitälern für grosse Sorgen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters vom regionalen Gesundheitsdienst erfahren hat, wurden vor zwei grossen Spitälern sogar improvisierte «Corona-Zelte» aufgestellt, um den Andrang zu bewältigen.

Die Regierungschefin von New South Wales, Gladys Berejiklian, sagt, dass die Ventilatoren auf den Intensivstationen im letzten Jahr vervierfacht wurden. «Die Hilfe, die ihr in Spitälern momentan erhaltet, mag anders sein, als ihr es gewohnt seid, aber: Das System funktioniert.»

Privilegien für Geimpfte

Während die Fallzahlen steigen, macht Berejiklian Versprechen an vollständig geimpfte Personen: So sollen sich diese ab dem 13. September wieder zu fünft treffen dürfen – jedoch nur in einem Umkreis von fünf Kilometern vom eigenen Wohnsitz. Berejiklian kündigt weitere Lockerungen an, sobald mindestens 70 Prozent der acht Millionen Einwohnerinnen und Einwohner des Bundesstaats geimpft seien.

Die Impfkampagne geht in Australien schlechter vorwärts als erwartet. Lediglich 33 Prozent der in New South Wales lebenden Personen sind bisher vollständig geimpft.

Seit Beginn der Pandemie infizierten sich in Australien 46'000 Personen mit dem Coronavirus. Zum Vergleich: In der Schweiz waren es bei einer rund dreimal kleineren Bevölkerung 768'000.

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Neuseeland: Lockdown wegen einer Neuinfektion

Auch in Neuseeland beobachtet die Regierung die aktuellen Entwicklungen in Sachen Corona mit Stirnrunzeln. Vergangene Woche verhängte Ministerpräsidentin Jacinda Ardern wegen eines einzigen Falles einen landesweiten Lockdown. Und trotzdem steigen die Zahlen weiter, wenn auch auf niedrigem Niveau.

Erst Anfang Monat verkündete Ardern, dass man trotz angestrebter Öffnungen für ausländische Reisende an der «Eliminierung» des Coronavirus festhalten wolle. Doch die sogenannte Zero-Covid-Strategie bekommt Risse. Auch Corona-Minister Chris Hipkins zeigt sich zaghafter als auch schon. So meinte er unlängst in einem Interview: «Delta wirft grosse Fragen auf zur langfristigen Zukunft unserer Pläne.»

Neben der gefährlichen Delta-Variante des Virus machen Experten auch die geringe Impfquote des Landes für die neuesten Corona-Ausbrüche verantwortlich. In Neuseeland sind erst 9,8 Prozent der gesamten Bevölkerung doppelt gegen das Coronavirus geimpft.

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