Nach aktuellem Wissensstand geht man davon aus, dass das Coronavirus per Tröpfcheninfektion oder über die Luft übertragen wird. Oberflächen spielten bisher eine geringe Rolle – zu unrecht. Es hat sich gezeigt, dass Coronaviren Stunden oder gar Tage auf Oberflächen oder in der Luft überleben können! Dies berichtet der «Spiegel».
Jetzt haben die Forscher Ricarda Maria Schmithausen und Hendrik Streeck aus Bonn (D) Haushalte untersucht, in denen jemand mit dem Coronavirus infiziert war. Auf ihrer Suche nach zurückgebliebenen Viren wurden sie an den verschiedensten Orten fündig.
Coronaviren in Waschbecken und Dusche
Das Forscher-Team nahm 21 Haushalte aus einer Gemeinde in Nordrhein-Westfalen genauer unter die Lupe. In den Corona-Haushalten untersuchten sie Raumluft, Abwasser aus Waschbecken- und Duschabflüssen sowie Toiletten und unterschiedliche Oberflächen, über die eine Verbreitung möglich wäre, darunter Türklinken, Fernbedienungen und Möbel.
Mit einem Test untersuchten sie die Proben dann nach Viruserbgut. Am häufigsten konnten die Forscher Coronaviren im Abwasser von Waschbecken und Duschen nachweisen – nämlich in knapp 20 Prozent der Fälle. In knapp zehn Prozent stellte man auch im Abwasser von Toiletten Viruserbgut fest.
Keine Viren in der Raumluft
Auf Oberflächen dagegen konnten die Forscher nur in drei Prozent Viruserbgut nachweisen. Bei den Raumluft-Proben fielen die Ergebnisse ebenfalls negativ aus.
Um den Nachweis der infektiösen Viren zu bestätigen, versuchte das Forscher-Team, aus den Proben Viren heranzuzüchten. Obwohl es in keinem der Fälle erfolgreich war, könne man keine Entwarnung geben. Ihr Scheitern der Nachzucht im Labor könne unterschiedliche Gründe haben, es bedeute nicht, dass es keine infektiösen Viren gab.
Hohe Ansteckungsgefahr über Abwasser
Da bereits bekannt sei, dass die Viruskonzentration im Rachen und an Händen hoch sein könne, sei der hohe Nachweis von Viruserbgut im Waschbecken-Abwasser nicht überraschend, so das Bonner Forscher-Team.
Das Risiko, sich an einer Türklinke oder einem Sessel mit dem Coronavirus zu infizieren, sei eher gering. Eine Ansteckung über Abwasser liege aber im Bereich des Möglichen. Die Forscher betonen deshalb die Wichtigkeit der empfohlenen Hygienemassnahmen: Nach Kontakt mit Abwasser sollte man sich die Hände waschen und den Klodeckel nach dem Spülen schliessen. (dzc)