Terroranschlag in Nairobi
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Attentat in Nairobi:Terroranschlag in Nairobi

«Ich sah einen abgetrennten Arm auf der Strasse»
Bewaffneter Schweizer hilft nach Terror-Anschlag in Nairobi

Serge Medic ist Chef einer Sicherheitsfirma in Kenia. Als der Schweizer am Dienstag vom Terror-Angriff auf ein Hotel erfährt, schreitet er sogleich zur Tat.
Publiziert: 16.01.2019 um 16:48 Uhr
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Aktualisiert: 17.01.2019 um 11:38 Uhr
Menschen fliehen in Panik vor den Terroristen.
Foto: AP
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Mindestens 14 Menschenleben hat der Terroranschlag auf den Hotelkomplex DusitD2 in der kenianischen Hauptstadt Nairobi gekostet. «Wir trauern als Land», sagt Präsident Uhuru Kenyatta am Tag danach.

Als das Blutbad am Dienstag seinen Lauf nimmt, befindet sich der Schweizer Serge Medic gerade in der Nähe. Der Chef einer Sicherheitsfirma in Kenia erfährt von seinem Taxifahrer vom Anschlag, wie er gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erzählt. Medic, der eine Waffe auf sich trägt, beschliesst kurzerhand, den Menschen im angegriffenen Hotel zu helfen.

Zum Rückzug gezwungen

«Die Eingangstür war aufgesprengt», sagt Medic etwas mehr als zwei Stunden nach Beginn der Attacke. Im Hintergrund ertönen zu diesem Zeitpunkt immer noch Schüsse. «Ich sah einen von der Schulter abgetrennten Arm auf der Strasse liegen.»

Medic betrat das Hotelgebäude zusammen mit einem Polizisten und zwei Soldaten, wie er erklärt. In der Lobby sei eine nicht explodierte Granate gelegen. Dann sei die Gruppe unter Beschuss geraten. Die Männer seien zum Rückzug gezwungen gewesen.

«Im Supermarkt kontrolliert wie am Flughafen»

Jared Mortzfeld (29) aus Wetzikon ZH war gerade auf dem Rückweg von einem Ausflug zum Äquator, als er vom Terroranschlag hörte. «Ich hatte schon länger das Gefühl, dass etwas passieren könnte», sagt der Schweizer zu BLICK. «Es lag etwas in der Luft.»

In Nairobi habe es bereits vor dem Anschlag überall Polizeikontrollen gegeben. «Man muss sogar in Supermärkten die Taschen leeren und sich auf Sprengstoff und Waffen durchsuchen lassen. Man wird kontrolliert wie am Flughafen.»

«Als wir vorbeifuhren, war es mir unwohl»

Mortzfeld ist seit Dezember in Kenia in den Ferien. Kurz nach dem Anschlag fuhr er in der Nähe des Hotelkomplexes vorbei, wo Polizeieinheiten vermutlich immer noch Jagd nach den Terroristen machten. Das Gebiet war grossräumig abgesperrt. «Inzwischen habe ich keine Angst mehr», sagt der Vorarbeiter aus der Schweiz. «Aber als wir da vorbeifuhren, war es mir schon etwas unwohl. Die Stadt war wie ausgestorben.»

Ein Teil des Gebiets um den betroffenen Hotelkomplex ist laut Mortzfeld am Tag danach immer noch abgesperrt. «Es hat überall Polizei in der Stadt.» Ansonsten sei alles wieder normal. «Die Leute sind bei der Arbeit.» Auch im betroffenen Quartier seien wieder Menschen unterwegs.

Anschlag von 2013 forderte 67 Tote

Das Westlands-Viertel ist nicht zum ersten Mal Schauplatz eines Blutbads: Unweit des DusitD2-Komplexes befindet sich das Westgate-Einkaufszentrum, wo 2013 bei einem Terroranschlag 67 Menschen getötet wurden.

Seit die kenianischen Streitkräfte die somalische Regierung im Kampf gegen die Terror-Miliz Al-Shabaab unterstützen, kommt es in Kenia wiederholt zu Terroranschlägen. Die sunnitischen Fundamentalisten von Al-Shabaab, die mit dem Terrornetzwerk Al Kaida in Verbindung stehen, bekennen sich zum Anschlag vom Dienstag.

«Alle Terroristen sind eliminiert», sagt der kenianische Präsident Kenyatta. Ziel des Anschlags war laut der kenianischen Anti-Terror-Polizeieinheit eine von US-Amerikanern organisierte Konferenz. Die Veranstaltung sollte ursprünglich in dem von Terroristen angegriffenen Luxushotel stattfinden. Der Ort der Konferenz sei jedoch in letzter Minute geändert worden. (noo)

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