Holzapfel: «Hot er's umbrocht?»

HAMBURG – Im Fall von Natascha Kampusch stand lange der Nachbar von Wolfgang Priklopil, Ernst Holzapfel, unter Verdacht. Jetzt sind neue Hinweise aufgetaucht, die den Österreicher erneut belasten.
Publiziert: 11.06.2008 um 16:36 Uhr
|
Aktualisiert: 06.09.2018 um 19:32 Uhr

Zwei Jahre nach der spektakulären Flucht von Natascha Kampusch aus achteinhalbjähriger Gefangenschaft nimmt die österreichische Polizei die Ermittlungen wieder auf. Der «Stern» berichtet in seiner neuen Ausgabe, dass ein Team neue Erkenntnisse und Hinweise im Fall Natascha Kampusch untersuche.

Man gehe davon aus, dass Wolfgang Priklopil, der die damals 10-jährige von Natascha Kampusch entführte, kein Einzeltäter war. In den Mittelpunkt der Ermittlungen gerät jetzt vielmehr ein Mann, der bereits vor zwei Jahren unter Verdacht stand: Priklopils Nachbar Ernst Holzapfel.

Wie dem «Stern» vorliegende Unterlagen belegen, fragte der Immobilienhändler Ernst Holzapfel die Polizei nur wenige Stunden nach der Flucht von Natascha Kampusch: «Hot ers umbrocht?» Gleichzeitig bestritt Holzapfel aber, auch nur die geringste Ahnung von der Entführung und Gefangenschaft Nataschas gehabt zu haben. Auch der Wiener Staatsanwaltschaft liegt eine 20-seitige Dokumentation der widersprüchlichen Aussagen Holzapfels vor. (SDA/gux)

Gutachter decken Ermittlungsfehler auf
Die Polizei habe einen Monat nach dem Verschwinden von Natascha Kampusch im März 1998 einen Hinweis auf den Entführer Wolfgang Priklopil nicht weiter verfolgt. Der Vorwurf stützt sich auf Angaben eines Polizeihundeführers, der einem Ermittler über einen als Eigenbrötler bekannten Bewohner der Ortschaft Strasshof berichtete, der sexuelles Interesse an Kindern habe. Der Hundeführer habe auch eine Personenbeschreibung des Verdächtigen abgegeben. Der Hinweis auf Priklopil sei darauf in einem Ordner abgelegt worden, ohne dass die Ermittler weiter tätig geworden seien. Der Bericht der Gutachter kommt zum Ergebnis, «dass hier zweifellos ein Ermittlungsfehler vorgelegen ist.» Und die Gutachter halten noch ein zweites Versäumnis der Polizei fest: So war Priklopil von den Ermittlern kurz nach der Entführung befragt worden, weil er ein Auto besass, wie es die einzige Augenzeugin des Verschwindens von Kampusch beschrieben hatte. Dennoch sei Priklopil nicht noch einmal überprüft worden, obwohl er durch seine Befragung nicht entlastet worden sei. (SDA)
Die Polizei habe einen Monat nach dem Verschwinden von Natascha Kampusch im März 1998 einen Hinweis auf den Entführer Wolfgang Priklopil nicht weiter verfolgt. Der Vorwurf stützt sich auf Angaben eines Polizeihundeführers, der einem Ermittler über einen als Eigenbrötler bekannten Bewohner der Ortschaft Strasshof berichtete, der sexuelles Interesse an Kindern habe. Der Hundeführer habe auch eine Personenbeschreibung des Verdächtigen abgegeben. Der Hinweis auf Priklopil sei darauf in einem Ordner abgelegt worden, ohne dass die Ermittler weiter tätig geworden seien. Der Bericht der Gutachter kommt zum Ergebnis, «dass hier zweifellos ein Ermittlungsfehler vorgelegen ist.» Und die Gutachter halten noch ein zweites Versäumnis der Polizei fest: So war Priklopil von den Ermittlern kurz nach der Entführung befragt worden, weil er ein Auto besass, wie es die einzige Augenzeugin des Verschwindens von Kampusch beschrieben hatte. Dennoch sei Priklopil nicht noch einmal überprüft worden, obwohl er durch seine Befragung nicht entlastet worden sei. (SDA)
Fehler gefunden? Jetzt melden