Familie lebte neun Jahre lang in kleinem Raum
1:10
Seltsamer Fall in Niederlanden:Familie lebte neun Jahre lang in kleinem Raum

Polizeisprecherin über holländisches Horror-Haus
Kinder reden Fantasie-Sprache

Was geschah im Horror-Haus im holländischen Ruinerwold? Hier hausten ein Vater und seine Kinder jahrelang in einem kleinen Raum. Hielt sie der mysteriöse Österreicher Josef B. gefangen? Der Staatsanwalt ermittelt wegen «Freiheitsberaubung».
Publiziert: 16.10.2019 um 16:30 Uhr
|
Aktualisiert: 17.10.2019 um 08:49 Uhr
1/29
Gerrit-Jan D. (67) isolierte seine Familie neun Jahre lang von der Aussenwelt.
Foto: dpa

Jahrelang lebte eine Familie isoliert im Osten der Niederlande. Niemand wusste, wer sie sind, woher sie kommen und wieso sie zurückgezogen leben. Bis eines Tages der 25-jährige Jan D. in einer Kneipe in Ruinerwold (Niederlande) auftauchte und die Geschichte von ihm, seinem Vater und seinen fünf Geschwistern erzählte.

Noch ist vieles unklar um die Familie. Ein grosser Sondertrupp der Polizei ermittelt seither und versucht zu klären, warum das Einsiedler-Leben jahrelang unbemerkt blieb. Und warum den Behörden keine der Kinder bekannt sind.

«Schwer, Angaben zu verstehen»

Im Laufe der Ermittlungen kam nun raus, dass die Kinder die Muttersprache nicht richtig beherrschen. «Es ist schwer, die Angaben zu verstehen und einzuordnen», sagte Polizeisprecherin Gretje Hartstra zur «Bild». Auch würden Teile der Sprache der Kinder einer «Fantasie-Sprache» gleichen.

Im Fokus der Ermittlungen steht der 58-jährige Österreicher Josef B.* Die Staatsanwaltschaft hat gegen ihn einen Haftbefehl beantragt. Dies wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung und der Gefährdung der Gesundheit anderer. Er soll am Donnerstag einem Untersuchungsrichter vorgeführt werden.

Josef B. hat das Rätsel-Haus gemietet

Er war der Mieter des abgelegenen Bauernhofs. Die niederländische Justiz klärt zurzeit, welche Rolle er spielte. Österreichische und holländische Medien haben erste Details über ihn veröffentlicht. Die «Krone» schreibt etwa, dass Josef B. in seiner Jugend in einer Sekte gewesen sei. 2010 sei er in die Niederlande ausgewandert. Die Behörden in Wien bestätigten dies. 

Die niederländische Zeitung «AD» schreibt, dass Josef B. einige Kilometer vom Bauernhof entfernt gearbeitet habe. Er war dort auf einem Industriegelände als Temporär-Angestellter tätig. Josef B. sei bekannt gewesen für sein handwerkliches Geschick. Auf dem Industriegelände wird erzählt, er habe erstaunlich gut mit Holz umgehen können. So stellte er Möbel für Sportboote her. Der Unternehmer Sjef Witjes sagt: «Es war ein besonderer Mann. Freundlich, aber auch sehr verschlossen. Ich nahm Pakete für ihn an.»

Mega-Pack an WC-Papier war auffällig

Josef B. scheint der nette Arbeitskollege von nebenan gewesen zu sein. Über sein Privatleben wusste aber kaum jemand was. «Er hat über sein Privatleben nichts berichtet. Ich wusste nur, dass er in Österreich geboren wurde», wird einer seiner Kollegen zitiert. Ihm fiel nur auf, dass Josef B. eines Tages zwei grosse Säcke Toiletten-Papier gepackt hat. «Das ist sehr viel für jemanden, der alleine lebt, dachte ich.»

B. kam jeden Tag mit seinem Volvo zum Hof gefahren, übernachtete aber nie dort, erzählen die Nachbarn.

Der Österreicher wurde im Rahmen der Ermittlungen festgenommen. Unklar ist, was ihm vorgeworfen wird. Mietausstände dürften es nicht sein: Die Besitzerin Ten Oever des Bauernhofs sagte zu den Medien, dass Josef B. die Miete pünktlich bezahlt hat. Sie besuchte in den vergangenen Jahren mehrfach das Grundstück, fand dort aber niemanden anders auf als den 58-jährigen Josef B.

Kinder schliefen am Boden

Offenbar soll der Raum, in dem die Familie lebte, keine Fenster gehabt haben. Künstliche Lichtquellen erhellten den Raum. Die Kinder schliefen und assen Berichten zufolge auf dem Boden. Das WC und das Lavabo seien Berichten zufolge alt gewesen. (pma/man)

* Name bekannt

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?