Die 39-jährige Britin Rebecca Roberts ist Mutter von Zwillingen. Doch wie sie zu Noah und Rosalie kam, ist eine ungewöhnliche Geschichte. Erst war sie bloss mit Noah schwanger. Das bestätigten zwei Ultraschallscans. Als sie in der zwölften Woche den dritten Scan machte, entdeckte die sie untersuchende Ärztin etwas Erstaunliches, dass sie sich erst auch nicht erklären konnte. Nach längerem Schweigen fragte die Ärztin Roberts, ob sie wisse, dass sie Zwillinge erwarte?
Es schien, als ob Roberts aus dem englischen Wiltshire plötzlich zwei Babys in sich trug - von denen eines deutlich weniger entwickelt war als das andere. Im Raum wurde es still.
Das höchst seltene Phänomen wird Überbefruchtung oder Superfötation genannt: Wenn eine Frau, die bereits schwanger ist, ein weiteres Baby empfängt. Laut David Walker, dem Gynäkologen von Roberts, sei das Phänomen so selten, dass auch die medizinische Literatur kaum Fälle davon beschreibe, wie die «Washington Post» berichtet. Offenbar seien in einschlägiger Literatur bis 2008 erst zehn solche Fälle beschrieben worden.
«Irgendwie auf wundersame Weise»
Daher habe er mehrere Ultraschallscans benötigt, sagt Walker. «Wir waren besorgt, weil der zweite Zwilling viel kleiner war», so Walker. Das Wachstum von Rosalie lag offenbar drei Wochen hinter jenem von Noah.
Wie es zu einer zweimaligen Befruchtung kommen konnte? Walker: «Anstatt den Eisprung zu stoppen, setzte sich etwa drei oder vier Wochen nach dem letzten ein weiteres Ei frei, und das Ei schaffte es irgendwie auf wundersame Weise, sich zu befruchten und in der Gebärmutter einzunisten.»
Das waren verrückte Neuigkeiten, erinnert sich Roberts. Zu Hause googelten sie sofort danach, doch fanden keine Informationen, weil es das Phänomen der Doppelbefruchtung selten gibt.
«Ein paar Stolpersteine und eine kleine Überraschung»
Am 17. September gebar sie die Zwillinge. Die zwei Minuten nach Noah geborene Rosalie wog rund die Hälfte ihres Bruders. Noah durfte schon nach drei Wochen aus dem Spital nach Hause, die weit schwächere Rosalie musste mehr als drei Monate dort bleiben.
Rosalie ist auch heute noch weit kleiner und weniger entwickelt als Noah. «Obwohl sie am gleichen Tag geboren wurden, gibt es ganz klar einen Altersunterschied zwischen ihnen. Das ist spürbar», sagt die Mutter.
Heute sprechen Roberts und ihr Mann Rhys Weaver von ihren «wundervollen Zwillingen», die sie erst Monate später auf Facebook vorstellten: «So, hier sind unsere ganz besonderen Babys.» Als sie schwanger geworden sei, erklärt Roberts schmunzelnd, «liefen die Dinge nicht ganz nach Plan, es gab ein paar Stolpersteine und eine kleine Überraschung». (kes)