«Historischer Start»
Erste private Mission zur ISS aufgebrochen

Zum ersten Mal hob am Freitag eine private Crew mit einer «Falcon 9»-Rakete in die Raumstation ISS ab. Rund eine Woche lang sollen die vier Teilnehmer dort bleiben – sie wollen aber keine «Weltraum-Touristen» sein.
Publiziert: 09.04.2022 um 07:24 Uhr
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Zum allerersten Mal hob am Freitag eine private Crew in die Raumstation ISS ab.
Foto: AFP

Es ist ein «historischer Start». Zum ersten Mal ist am Freitag eine Crew mit einer komplett privaten Mission zur Internationalen Raumstation ISS gestartet. Nasa-Chef Bill Nelson bezeichnet den Start als eine «neuen Ära der bemannten Raumfahrt».

Mithilfe einer «Falcon 9»-Rakete hob die vierköpfige Crew – bestehend aus dem spanisch-amerikanischen Astronauten Michael López-Alegría, dem US-Unternehmer Larry Connor, dem israelischen Unternehmer Eytan Stibbe und dem kanadischen Investor Mark Pathy – ins All ab.

Live-Bilder zeigen wie die Teilnehmer in einer «Crew Dragon»-Raumkapsel vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida abhoben. Der Start, den Nasa-Chef Nelson nun als «Bilderbuch-Start» bezeichnete, war zuvor mehrfach verschoben worden.

Raumfahrt-Flug kostet 55 Millionen Dollar

Kurz nach dem Start trennte sich die Raumkapsel von der Raketenstufe, die auf einem Schiff vor der Küste Floridas aufrecht landete. An Bord der Kapsel begann kurz danach ein Hasen-Stofftier zu schweben, das die Schwerelosigkeit demonstrierte. Solche Maskottchen haben bei bemannten Starts Tradition. Am Samstag wurde die Ankunft der Crew an der ISS erwartet. Organisiert wird das Ganze vom Raumfahrtunternehmen Axiom Space in Zusammenarbeit mit der US-Raumfahrtbehörde Nasa und Elon Musks Firma SpaceX.

Einzelne Weltraum-Touristen hat es auf der ISS schon mehrfach gegeben, bei der sogenannten «Ax-1»-Mission handelt es sich aber um die erste komplett private Crew. «Diese Unternehmung ist das Ergebnis von langen Stunden des Trainings, der Planung und des Einsatzes der Crew und der gesamten Teams», sagte der Chef von Axiom Space, Michael Suffredini.

Rund eine Woche lang soll die Crew auf der ISS bleiben und dort wissenschaftliche Experimente durchführen. Unter anderem werden sie auf den deutschen Astronauten Matthias Maurer treffen, der seit November auf der ISS ist und noch bis Ende April vor Ort bleiben soll. Für den Flug sollen die Axiom-Mitflieger Medienberichten zufolge jeweils rund 55 Millionen Dollar bezahlt haben.

Wissenschaftliche Mission oder Privatvergnügen?

Das 2016 vom früheren Nasa-Manager Suffredini und dem iranisch-amerikanischen Unternehmer Kam Ghaffarian gegründete Unternehmen Axiom Space sieht sich als künftiger bedeutender Mitspieler im Raumfahrtmarkt. Es plant eine eigene kommerzielle Raumstation und wurde von der Nasa bereits mit dem Bau eines kommerziellen ISS-Moduls beauftragt.

Als «Weltraum-Touristen» sähe sich die Crew nicht, hatte der im Dienst von Axiom Space stehende Kommandant López-Alegría im Vorfeld betont. «Ich denke, der Weltraum-Tourismus hat eine wichtige Rolle, aber darum geht es hier nicht. Das ist definitiv kein Urlaub für meine Crew-Mitglieder.»

Einige Wissenschaftler bezweifeln das. «Ich würde sagen, dass es zu mehr als 80 Prozent bei der Mission um das Privatvergnügen der Teilnehmer geht», sagte Ulrich Walter, Professor für Raumfahrttechnik an der Technischen Universität in München der Deutschen Presse-Agentur. «An die wirklich wichtigen Experimente wird man die Axiom-Teilnehmer nicht ranlassen.» (SDA/dzc)


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