Hirnverbrannt oder genial?
Dieser Italiener will einen Kopf transplantieren

Der italienische Chirurg Sergio Canavero will den Kopf eines todkranken Russen an einen gesunden Körper annähen. Medizin-Experten sind ob des Vorhabens empört.
Publiziert: 22.05.2015 um 20:48 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:33 Uhr
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Der Turiner Chirurg Sergio Canavero hat Ungeheuerliches vor.

Die Geschichte erinnert an den Horror-Klassiker Frankenstein: Der italienische Neurochirurg Sergio Canavero hat angekündigt, zum ersten Mal in der Geschichte einen Kopf transplantieren zu wollen. Bereits 2017 soll es losgehen. Die Operation soll 36 Stunden dauern und 10 Millionen Euro kosten. «Ich denke, wir sind jetzt an dem Punkt, dass alle technischen Aspekte machbar sind», sagte Canavero dem Wissenschaftsmagazin «New Scientist».

Canavero will vor der Operation, an der Hunderte Ärzte beteiligt sein sollen, zunächst die Körper des hirntoten Spenders und des Empfängers herunterkühlen, damit die Zellen möglichst lange ohne Sauerstoff überleben können. Dann sei es entscheidend, das Rückenmark sauber zu trennen. Denn die Verbindung zwischen Kopf und Rückenmark gilt als grösste Hürde.

Nach Canaveros Plänen soll der Patient etwa drei bis vier Wochen im Koma bleiben. Wacht er auf, soll er sprechen und nach einem Jahr Physiotherapie laufen können.

Russe dient als Versuchskaninchen

Ein Versuchskaninchen hat der Arzt bereits gefunden: Der Russe Waleri Spiridonow will seinen Kopf auf einen gesunden Spenderkörper übertragen lassen. Spiridonow leidet seit seiner Kindheit an einer seltenen Muskelkrankheit und sitzt im Rollstuhl.

«Ich weiss, dass ich sterben kann. Aber ich mache keinen Rückzieher mehr», sagt Spiridonow. «Ich brauche einen neuen Körper. Niemand kann sich vorstellen, wie es ist, mit diesem zu leben», sagt der junge Mann. Vor zwei Jahren erfuhr Spiridonow von dem Projekt. Mal die eigenen Ängste beiseite gelassen, meint er, sehe das Vorhaben doch sehr interessant aus. Er habe nicht mehr viel Zeit und wolle der Erste sein. «Du fühlst dich wie der Held eines Science-fiction-Romans, fast so, als würdest du in den Kosmos fliegen», sagte Spiridonow.

Ist alles nur ein Marketing-Gag?

Experten halten die Pläne Canaveros allerdings für hirnrissig. «Das wird nicht funktionieren», sagt der deutsche Neurochirurg Veit Braun. Im besten Fall habe man einen Patienten mit funktionierendem Gehirn, der keine Kontrolle über den Körper habe. «Das ist sehr unethisch.»

Im Internet wird zudem an der Echtheit der Geschichte gezweifelt. Wie verschiedene Webseiten berichten, soll Canavero verblüffende Ähnlichkeit mit einer Figur aus dem Video-Game «Metal Gear Solid» haben. Ist die Story also nur ein Marketing-Gag für ein neues Computerspiel? Laut Canavero soll es sich dabei nur um einen komischen Zufall handeln. Gegenüber dem Nachrichten-Magazin «Vice» streitet er ab, ein für Werbezwecke angeheuerter Schauspieler zu sein. (SDA/vsc)

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