Heute steht Belgien still. Vor einem Jahr rissen Selbstmord-Attentate am Brüsseler Flughafen Zaventem und an der Metrostation Maelbeek 32 Menschen in den Tod und verletzten über 300. Auch drei der Terroristen, die sich zum IS bekannt hatten, starben.
Gleich zweimal gedachten die Belgier heute Morgen genau zur Tatzeit der Opfer: um 7.58 Uhr am Flughafen, um 9.11 Uhr an der Metrostation. Am Nachmittag gibt es einen grossen Trauermarsch, am Abend einen Gedenkgottesdienst.
Von den Attentaten ist vor allem ein Bild in besonderer Erinnerung geblieben: Das Bild der indischen Flugbegleiterin Nidhi Chaphekar (41), die mit zerrissener gelber Jacke auf einem Stuhl sitzt. Geschossen hat es die georgische Journalistin Ketevan Kardava.
Nidhi Chaphekar sagte damals: «Ich wusste gar nicht, was passiert war. Ich dachte zuerst an die Explosion eines Rollstuhls mit Lithiumbatterien.» Die Druckwelle habe sie mehrere Meter durch die Luft geschleudert. Ein Soldat setzte sie auf den Stuhl. Erst zweieinhalb Stunden später sei sie in ein Spital in Antwerpen gebracht worden.
Bevor sie ihren Mann und ihre beiden Töchter (11 und 15) informieren konnte, hatten diese das Bild schon in den Medien gesehen. Ihre Familie habe so gewusst: Mama ist zwar verletzt, aber sie lebt!
Chaphekars Körper war übersät mit Metallsplittern, die von den Nagelbomben stammten. Sie hatte überall Verbrennungen erlitten, zudem war ein Fuss gebrochen. Sie wurde in Belgien für 23 Tage in ein künstliches Koma versetzt.
Noch immer leidet sie an den Folgen des Attentats. Es stehen weitere Operationen an. An Arbeit ist momentan nicht zu denken. Aber Nidhi Chaphekar ist kämpferisch und zuversichtlich: «Wenn ich wieder fit bin, will ich wieder fliegen. Das ist meine Leidenschaft!»
Für die Gedenkfeiern von heute ist Nidhi Chaphekar nach Brüssel zurückgekehrt, wo sie auch das Königspaar Philippe (56) und Mathilde (44) getroffen hat. Das bekannteste Opfer der schlimmen Attentate reiste mit einer Friedensbotschaft an.
Nidhi Chaphekar: «Ich will allen sagen, dass man allein nicht überleben kann, sondern aufeinander angewiesen ist. Wir müssen den Samen der Liebe und des Mitgefühls pflanzen und ihn mit Glauben und Freundschaft bewässern. Dann können wir die Früchte des Friedens und des Reichtums ernten.»