Nach Tumulten hat die deutsche Rechtspartei «Alternative für Deutschland» (AfD) eine Veranstaltung an der Magdeburger Otto-von-Guericke-Universität gestern Abend abbrechen müssen. Das meldeten heute verschiedene deutsche Medien.
Bei der von der AfD-nahen Hochschulgruppe Campus Alternative geplanten Vorlesung zum Thema «Geschlechterforschung» blieben rund 400 Studenten nach einer vorherigen Veranstaltung im Hörsaal sitzen und protestierten anschliessend lautstark gegen die Rechtspopulisten.
Die Studenten skandierten Anti-AfD-Sprechchöre («Haut ab», «Nazis raus», «Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda») und verhinderten mit Trillerpfeifen, dass die Veranstaltung starten konnte.
30 bis 40 Einsatzkräfte nötig
Auf Videoaufnahmen der Veranstaltung ist zu sehen, wie eine Gruppe Demonstranten mit einem Banner mit der Aufschrift «Students against racism» («Studenten gegen Rassismus») auf die AfD-Vertreter zuläuft und dem als Redner eingeplanten AfD-Landeschef André Poggenburg (41) eine Mappe mit seinem Redemanuskript entreisst.
Daraufhin gehen Sicherheitskräfte der Rechtspopulisten auf die Protestierenden zu und drängen sie ab. Es kommt zu einer Rangelei. Mitten im Handgemenge fliegt schliesslich ein Böller in Richtung Podium. Daraufhin verlassen die AfD-Vertreter unter frenetischem Applaus der Studenten den Saal.
Nach Angaben des Polizeisprechers lagen am Freitagmittag insgesamt fünf Anzeigen vor, unter anderem wegen versuchter Körperverletzung und Sachbeschädigung. Die Polizei habe die Lage erst mit 30 bis 40 Einsatzkräften unter Kontrolle bekommen, schrieb der «Spiegel». Mindestens ein Anhänger der AfD wurde verletzt.
Poggenburg verurteilte die Proteste: «Das ist die linke Vereinnahmung der Uni.» Dass die Veranstaltung auf diese Weise blockiert werde, sei ein «Lehrstück für fehlendes Demokratieverständnis».
Auch Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht kritisierte das Vorgehen der Störer. «Wer der AfD vorwerfen will, sie sei antidemokratisch, darf ihr nicht dadurch begegnen, dass er selbst antidemokratisch ist», sagte der CDU-Politiker der Magdeburger «Volksstimme». (SDA/gr)