Darum gehts
- Im Iran dauern seit Sonntag Proteste gegen das Mullah-Regime an
- Unruhen begannen in Basaren infolge Wirtschafts- und Währungsnot
- Studenten von zehn Universitäten fordern Regimewechsel und grundlegende Freiheiten
Proteste im Iran gegen das Mullah-Regime dauern nun drei Tage an und greifen weiter um sich. Ausgelöst durch den dramatischen Kollaps der Landewährung Rial und die galoppierende Wirtschaftskrise – verschärft durch den Krieg mit Israel – haben sich Händler und Basar-Kaufleute auf die Strassen begeben. Nun haben sich dem Protest Tausende von Studenten angeschlossen, wie Onlineforen und Exilkreise berichten.
Wirtschaftskrise und Währungscrash
Alles begann am Sonntag, als der Rial auf ein historisches Tief fiel. Der iranische Rial hat seit Jahresbeginn 2025 massiv an Wert verloren und kürzlich neue Rekordtiefstände gegenüber dem US-Dollar erreicht, getrieben durch Sanktionen und Inflation. Der offizielle Kurs der Zentralbank ist ein Bruchteil dessen, was der Rial tatsächlich auf der Strasse und dem Schwarzmarkt wert ist.
Preise für Lebensmittel und Importwaren explodieren, der Mittelstand leidet massiv. In Basaren von Teheran, Isfahan, Schiras und anderen Städten streikten Händler und demonstrierten gegen die Regierungspolitik. Die Krise wird Sanktionen, Korruption und hohen Militärausgaben zugeschrieben.
Studenten als neuer Motor
Am Dienstag eskalierten die Demos: Studenten an bis zu zehn Universitäten – darunter Elite-Hochschulen in Teheran, Isfahan, Yazd und Zanjan – stiessen dazu. Slogans wie «Tod dem Diktator», «Weder Gaza noch Libanon – mein Leben für Iran» und «Freiheit, Gleichheit, Ende der Islamischen Republik» hallten durch die Campusse. Die jungen Demonstranten fordern nicht nur wirtschaftliche Hilfe, sondern grundlegende Freiheiten und Regimewechsel. Videos auf Social Media zeigen Massen vor Universitätsgebäuden.
Härtere Polizeigewalt und Festnahmen
Sicherheitskräfte reagieren mit Tränengas, Gummigeschossen und Wellen von Festnahmen. In Teheran und Isfahan kam es zu Strassenschlachten, Berichte sprechen von Verletzten.
Oppositionelle Netzwerke melden Dutzende Inhaftierungen, darunter prominente Studentenführer. Die Proteste breiten sich offenbar auf weitere Sektoren aus, wie Fabriken und Universitäten.
Regierung unter Druck
Präsident Massud Peseschkian (71) bot Gespräche mit Demonstranten an, um zu deeskalieren. Der gesundheitlich angeschlagene Oberste Führer Ayatollah Ali Chamenei (86) schweigt bisher.
Der Mix aus Basar-Mittelstand und radikalen Studenten sind der grösste Aufstand gegen das Regime seit den Massenprotesten von 2022. Die regimetreue «Tehran Times» verteidigte die Proteste in ihrer Onlineausgabe als friedlich und normal: «Proteste sind ein natürlicher und grundlegender Bestandteil jeder Gesellschaft, deren Bürger sich um ihre Zukunft sorgen und daran glauben, diese beeinflussen zu können.»
Die Proteste seien «kein Zeichen systemischen Versagens», heisst es weiter, «sondern ein Indikator für ein gesundes Gemeinwesen und die Ausübung der Meinungs-, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit. Für westliche Staaten, ihre Medien und ihre Politiker gilt all dies – ausser wenn die Proteste im Iran stattfinden.»