Erfinder, Ingenieur, Investor und selbsternannter Robin Hood im Ländle: Das war die Karriere von Jürgen Hermann (58). Jetzt ist er nur noch ein Killer. Am Montag erschoss er in Balzers (FL) Jürgen Frick († 48), CEO der Bank Frick – aus Rache.
Gestern gab es immer noch keine Spur vom Todesschützen. Hat er sich im Rhein ertränkt? Oder narrt der erfahrene Taucher alle? Interpol fahndet weltweit nach ihm. In Liechtenstein geht die Angst um. Wo ist Jürgen Hermann? Wer ist er?
Sein grosse Passion findet er bereits als Teenager: das Tauchen. Für seine Diplomarbeit als Elektroingenieur entwickelte er den ersten Tauchcomputer, ein Vorgänger der Tauchuhr. «Es war ein grosser Erfolg», sagte er einst im Interview auf dem Liechtensteiner Sender 1 FL TV. «Die US Navy interessierte sich dafür.» Im Internet berichtet Hermann, wie er in die USA zog, eine Firma gründete und die Marine beriet: «Ich arbeitete an Geheimprojekten. Ich wurde gescannt, hatte aber eine weisse Weste.»
Physiker Hannes W. Keller (76) hatte in den 80er-Jahren geschäftlich mit Hermann zu tun. «Jürgen war ein absolutes Genie. Er lieferte tatsächlich an die Navy. Wie geheim das war, ist eine andere Frage.» Keller ist Präsident des FC Winterthur und Inhaber der Firma Keller AG. Sie ist in Europa führend bei der Herstellung von Industrie-Drucktransmittern.
Nach eigenen Angaben kehrt Hermann 2000 zurück in die Heimat, mit Familie. Seine Firma hat er verkauft. 40 Millionen Franken soll er besitzen. Er versucht sich als Fondsmanager. «Er nahm nie Rücksicht auf andere, hat immer sein Ding durchgezogen», sagt Hannes W. Keller. «Aber er hat alle vergrault.»
Im Juni 2002 fällt ein roter Porsche in Eschen (FL) mit einem gefährlichen Überholmanöver auf. Hermann wird angezeigt. Sein Nachbar Arthur Frick (64), ein Buschauffeur, belastet ihn. Hermann droht ihm in Briefen. Er wittert eine Verschwörung: «Was hier vorgeht und von der Polizei gegen mich inszeniert wird, ist nichts anderes als eine moderne Form der Hexenjagd.»
Auch andere Nachbarn terrorisiert er mit Flugblättern. 2004 der Knall: Seine Gesellschaft Hermann Finance geht pleite. Er wittert ein Komplott der Finanzmarktaufsicht und seiner Depotbank, der Bank Frick. Im Internet erklärt er: «Diese Fonds wurden zerstört, von der Finanzmarktaufsicht, als verlängertem Arm der Finanz-Mafia.» Er klagt auf über 200 Millionen Franken. «Ich wäre heute Milliardär, kein Witz», sagt er im TV. Hermann legt sich selbst mit Fürst Hans-Adam (69) an, bombardiert ihn mit Hass-Mails. Wenn er sein Geld nicht zurückerhalte, werde seine «unsichtbare Hand» übernehmen.
Den Nachbarn klemmt er wirre Zettel ans Auto. Hermann steigert sich in einen Wahn. Das Genie wird zum Killer – und flüchtet. «Es würde mich nicht wundern», sagt Hannes W. Keller, «wenn er uns noch ein paar Wochen an der Nase herumführen würde.»
Die Bank Frick nahm gestern erstmals Stellung zur Tötung ihres CEOs Jürgen Frick († 48). «Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bank sind fassungslos angesichts der sinnlosen Tat», sagt Bank-Frick-COO Edi Wögerer in einer Mitteilung. «Worte können unseren Schmerz über den Verlust von Jürgen Frick nicht ausdrücken.» Er schreibt auch, dass Jürgen Hermann (58) über Jahre erfolglos versucht habe, die Bank Frick zu erpressen.
Der einstige Fondsmanager machte diverse Personen und Institutionen in Liechtenstein und in der Schweiz für den Zusammenbruch seines Fonds im Jahr 2005 verantwortlich, wie die Bank auf ihrer Website erklärt.
Zu den angegriffenen Unternehmen gehörten die Bank Frick und Jürgen Frick persönlich. Um die Bank zu finanziellen Zugeständnissen zu zwingen, habe Hermann gedroht, sie bei Institutionen, Behörden und Gerichten mit «haltlosen Unterstellungen anzuschwärzen». Sein Ziel war auch definiert: der Bank «Schande, Image- und Finanzschaden sowie maximalen Ärger (...) zu bereiten».
Gegen Hermann sind bei den liechtensteinischen Behörden Anzeigen und Verfahren wegen Drohung, Nötigung und schwerer Erpressung hängig.
Von Gabriela Battaglia
Die Bank Frick nahm gestern erstmals Stellung zur Tötung ihres CEOs Jürgen Frick († 48). «Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bank sind fassungslos angesichts der sinnlosen Tat», sagt Bank-Frick-COO Edi Wögerer in einer Mitteilung. «Worte können unseren Schmerz über den Verlust von Jürgen Frick nicht ausdrücken.» Er schreibt auch, dass Jürgen Hermann (58) über Jahre erfolglos versucht habe, die Bank Frick zu erpressen.
Der einstige Fondsmanager machte diverse Personen und Institutionen in Liechtenstein und in der Schweiz für den Zusammenbruch seines Fonds im Jahr 2005 verantwortlich, wie die Bank auf ihrer Website erklärt.
Zu den angegriffenen Unternehmen gehörten die Bank Frick und Jürgen Frick persönlich. Um die Bank zu finanziellen Zugeständnissen zu zwingen, habe Hermann gedroht, sie bei Institutionen, Behörden und Gerichten mit «haltlosen Unterstellungen anzuschwärzen». Sein Ziel war auch definiert: der Bank «Schande, Image- und Finanzschaden sowie maximalen Ärger (...) zu bereiten».
Gegen Hermann sind bei den liechtensteinischen Behörden Anzeigen und Verfahren wegen Drohung, Nötigung und schwerer Erpressung hängig.
Von Gabriela Battaglia