«Halt deine Beine zam»
Kampagne gegen «Manspreading» sorgt in Wien für Aufruhr

Die Wiener Linien sagen breitbeinig sitzenden Männern im ÖV den Kampf an. Doch die Social-Media-Kampagne mit dem Spruch «Sei ein Ehrenmann und halt deine Beine zam!» kommt nicht bei allen gut an.
Publiziert: 05.11.2019 um 13:39 Uhr
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Aktualisiert: 06.11.2019 um 09:25 Uhr
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Manspreading wird in den ÖV zu einem Problem.
Foto: Twitter

Pendler, die im ÖV essen, die Sitze mit Taschen blockieren oder laut Musik hören, sind anderen Fahrgästen häufig ein Dorn im Auge.

Auch das so genannte Manspreading wird offenbar immer zu einem grösseren Problem. Gemeint sind Männer, die im Zug, Bus oder Tram breitbeinig Platz nehmen und durch diese Beinhaltung den Passagieren neben ihnen einen Teil des Sitzes klauen.

Die Wiener Linien haben diesem Phänomen den Kampf angesagt. Zumindest auf Social Media.

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«Sitzt du noch oder spreadest du schon?», fragt der Verkehrsbetrieb auf Twitter. Dazu werden auf dem Account vier Illustrationen gepostet. Zu sehen sind drei unerwünschte Varianten und eine Aufnahme, die zeigt, wie es richtig geht. «Sei ein Ehrenmann und halt deine Beine zam!», lautet der Spruch dazu. Das Motiv suggeriert: Die zusammengehaltenen Beine würden für bessere Stimmung unter den Pendlern sorgen.

Eine grössere Kampagne sei es nicht, sagt ein Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur APA. Auf Plakate und Sticker würde man verzichten.

«Männer brauchen Platz!»

Die Reaktionen der Leser auf den Post könnten unterschiedlicher nicht sein. Die einen pflichten den Wiener Linien bei: «Ich find die Aktion richtig und wichtig», schreibt ein User. «Eine Gesellschaft, die dir sagt, dass du dich nicht mehr Scheisse benehmen sollst und mit entsprechenden Hinweisen die Erziehung deiner Eltern nachholen muss, hat Eier. Und allen Grund dazu», sagt ein anderer.

Andere dagegen gehen auf die Barrikaden: «Männer brauchen Platz. Sie haben ja was zwischen den Füssen! So ist es, darum sitze ich, wie ich will», schreibt ein Leser. Eine Frau antwortet ihm: «Ich glaub, das ist nicht so sehr ein Problem männlicher Anatomie, sondern eher ein Problem männlichen Imponiergehabes. So nach dem Motto, ‹schaut mal, was ich für ein mächtiges Gemächt habe, ich bin der potenteste Stier im Stall›.»

«Verbietet den Dicken, zwei Sitze in Anspruch zu nehmen!»

Einige sehen eher andere Probleme in den Wiener ÖV. «Kümmert euch doch mal um Bettler, lernt Leuten richtig ein/aussteigen», schreibt ein User. Ein anderer macht auf das Gepäck der Mitreisenden aufmerksam: «Teilst du die Sitzgelegenheiten oder she-bagst du schon?»

Wiederum andere fühlen sich durch die Bilder bevormundet. «Sonst noch Wünsche? Echt irre diese Aufforderungen zum angepassten Verhalten. Individualität ist nicht mehr erwünscht und wird als asozial gebrandmarkt.»

Manche erinnert das Plakat an Sexismus und Bodyshaming. «Bitte verbietet jetzt auch den Dicken, zwei Sitze in Anspruch zu nehmen. Das kann doch wohl nicht sein!» und «Könnten Sie diesen Flyer bitte geschlechtsneutral gestalten. Nur Männern eine solche Verhaltensweise zu unterstellen, halte ich für sexistisch!»

Die Wiener Linien versuchen zu besänftigen: «Alle dürfen aufeinander Rücksicht nehmen und alles ist gut.» (man)

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