Die Behörden befürchten, dass weit mehr Menschen ums Leben gekommen sind als bisher bekannt. In dem Wrack der «Norman Atlantic» seien wahrscheinlich noch mehr Opfer, sagte der italienische Staatsanwalt Giuseppe Volpe, der mit den Ermittlungen beauftragt ist.
Vor allem blinde Passagiere könnten darunter sein, da sie sich womöglich im Laderaum versteckt hätten.
Aussagen von Geretteten legten nahe, dass auf den Autodecks schlafende Lastwagenfahrer ums Leben gekommen sind. Eine Lastwagenfahrerin sagte griechischen Medien: «Drei meiner Kollegen sind umgekommen.» Die Trucker hätten in der Fahrerkabine geschlafen. Niemand hätte die Passagiere rechtzeitig alarmiert. Das Feuer war vermutlich im Autodeck ausgebrochen.
Und nun gibt es auch auch handfeste Beweise, dass Flüchtlinge als blinde Passagiere an Bord waren. Unter 49 bisher Geretteten sind laut Staatsanwalt Volpe zwei Afghanen und ein Syrer. Einer von ihnen habe bereits politisches Asyl beantragt.
Der schlimme Verdacht: Die blinden Passagiere haben das Feuer entfacht. Laut Volpe haben afghanische Flüchtlinge berichtet, dass einige von ihnen ein Feuer anzündeten – um sich zu wärmen. Bisher ging man davon aus, dass sich Laster mit Olivenöl entzündet haben.
Bisher wurden elf Tote geborgen. Zudem kamen zwei albanische Einsatzkräfte beim Abschleppversuch der Fähre ums Leben, weil ein Tau gerissen war.
Da es unterschiedliche Angaben zu der Passagierliste gab, ist nach wie vor völlig unklar, wie viele Menschen auf der Fähre waren und somit vermisst werden. Staatsanwalt Volpe sagte am Dienstag, dass möglicherweise 499 Menschen an Bord waren. Gerettet wurden 427. (rsn/sda)