Der Morgen beginnt in der Via di Vittorio wie üblich. Der Supermarkt Conad wird geöffnet. Die Menschen in diesem Teil der Stadt Ceccano bei Frosinone (I) strömen über den Platz ins Geschäft. Den Einkaufswagen vor dem Eingang beachtet zunächst niemand.
Er ist mit Lumpen überdeckt, schaut aus wie die Heimat eines Obdachlosen. Doch als zwei Techniker des gegenüberliegenden Röntgenzentrums einen Blick durchs Fenster drauf werfen, trauen sie ihren Augen nicht: «Es war 11.45 Uhr. Wir sahen, wie aus dem Klumpen im Wagen Blut tropfte», erzählen die beiden jungen Männer Frosinone Today. Sofort rücken die Carabinieri an. Sie ziehen ist alten Decken beiseite und finden eine blutgetränkte Leiche.
Opfer woanders getötet, dann vor den Supermarkt geschoben
Es ist ein Mann um die 50. Er liegt kopfüber im Wagen. Der Schädel ist zertrümmert, sein Gesicht vollkommen entstellt. Seine Hände sind auf den Rücken gebunden. Gut vier Stunden braucht die Spurensicherung der Kriminalpolizei, um Leiche und Fundort zu untersuchen. Gegen 15.30 wird der Tote endlich in die Pathologie des Spitals gebracht. Dort folgt nun die Autopsie.
Noch am Abend ist die Identität des Opfers geklärt. Auch wenn die Mutter den Leichnam bislang noch nicht identifizierte, so sind sich die Beamten sicher: Es handelt sich um Michele R.* (†52), ein Kleindealer aus dem Nachbarort Vallecorsa. Sein Tod scheint eine Abrechnung unter Kriminellen. Vielleicht hatte der Mann Schulden, die er nicht zurückzahlen konnte, vielleicht aber auch war er ein Verräter. Wie die Ermittler bislang vermuten, ist Michele R. in der Nacht mit einem oder mehreren Knüppeln oder Baseball-Schlägern erschlagen worden. Die genaue Todesursache wird die Obduktion ergeben.
Leiche in aller Öffentlichkeit präsentiert
Die Polizei geht nicht davon aus, dass der Vorbestrafte vor dem Supermarkt getötet wurde. Sie vermutet vielmehr, dass die Täter Michele R. ausserhalb erschlugen, den Körper in alte Decken hüllten, ihn im Kofferraum eines Autos transportierten und dann in einem Einkaufswagen entsorgten. Dieser jedoch gehört nicht zur Lebensmittelkette Conad. Dass die Leiche in aller Öffentlichkeit präsentiert wird, ist möglicherweise kein Zufall. Vielleicht gilt das schaurige Spektakel als Warnung an andere Gangster.