Grosser Öl- und Gasfund vor polnischer Küste
Deutsche fürchten um Lieblings-Ferienstrand an der Ostsee

Vor Polens Küste, nahe der deutschen Ferieninsel Usedom, soll eine gigantische Bohrinsel für Öl und Gas entstehen. In Deutschland wird Alarm geschlagen und vor Naturzerstörung sowie Tourismus-Einbruch gewarnt.
Publiziert: 03:35 Uhr
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Eine Bohrplattform steht in der Ostsee vor der Insel Usedom. Bald könnten es mehr werden.
Foto: Jens Büttner

Darum gehts

  • Kanadisches Unternehmen entdeckt grosses Ölvorkommen vor polnischer Ostseeküste
  • Usedom-Bürgermeisterin warnt vor massivem Eingriff in Natur und Heimat
  • Förderung könnte in 3-4 Jahren beginnen, 4-5% des polnischen Ölbedarfs decken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Vor der polnischen Ostseeküste hat das kanadische Unternehmen Central European Petroleum (CEP) nach eigenen Angaben einen grossen Ölfund gemacht. Probebohrungen zufolge werde das Vorkommen von Erdöl und Erdgas auf 200 Millionen Barrel Ölequivalent geschätzt.

Das Offshore-Ölfeld Wolin East liegt nach CEP-Angaben etwa sechs Kilometer von der polnischen Hafenstadt Swinoujscie (Swinemünde) entfernt und damit auch in Sichtweite der deutschen Ferieninsel Usedom.

«Kein Ort für industriepolitisches Pokerspiel»

Eine Million Urlauber verbringen ihre Ferien jedes Jahr auf Usedom, sechs Millionen Übernachtungen zählt die Insel an der Grenze zu Polen. Dort herrscht jetzt Angst um das Naturparadies: Die Polen könnten demnächst eine Bohr-Plattform bauen – und Usedom-Feriengäste aus ihren Strandkörben auf riesige Bohr-Plattformen blicken.

«Eine industrielle Gas- und Erdölförderung direkt vor unserer Haustür wäre ein massiver Eingriff in unsere Heimat, mit potenziell irreversiblen Folgen für Natur, Wasser und Klima», sagte die Bürgermeisterin des Ostseebadeortes Heringsdorf auf Usedom zu «Bild». Das Ostseebad sei «kein Ort für industriepolitisches Pokerspiel», so die parteilose Bürgermeisterin Laura Isabelle Marisken. «Wir tun alles, um unsere Küste, unser Meer und unsere Lebensqualität dauerhaft zu bewahren.»

Grösster Fund seit Jahrzehnten

Sollte sich das Vorkommen bestätigen, wäre es der grösste Fund in Polen mindestens seit dem Zweiten Weltkrieg, sagte der polnische Chefgeologe Krzysztof Galos der Nachrichtenagentur PAP zufolge.

Eine Förderung könnte in drei bis vier Jahren beginnen. Dann werde das Feld auf mehrere Jahre vier bis fünf Prozent des jährlichen polnischen Ölbedarfs decken, sagte Galos. CEP hat seit 2017 eine Lizenz für die Exploration vor der westlichen polnischen Küste.

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