Der Attentäter von Manchester sei dreimal ins Visier des Geheimdienstes geraten, einmal nur wenige Monate vor seinem Anschlag. Bei einem für Ende Mai geplanten Treffen des Inlandsgeheimdienstes hätte es darum gehen sollen, die Gefährlichkeit des 22-Jährigen einzuschätzen, wie aus einem am Dienstag veröffentlichen Regierungsbericht hervorgeht.
Da war es schon zu spät: Neun Tage zuvor riss der Brite libyscher Herkunft nach einem Pop-Konzert mit einer Bombe 22 Menschen mit in den Tod, auch Kinder. Hunderte erlitten Verletzungen.
Grossbritannien ist in diesem Jahr bereits fünfmal das Ziel von Terroranschlägen geworden. Insgesamt kamen 36 Menschen ums Leben. Vier Anschläge ereigneten sich in London.
Es hätte allerdings noch schlimmer kommen können: Neun Terrorattacken konnten in den vergangenen zwölf Monaten in Grossbritannien verhindert werden, wie der Chef des Inlandsgeheimdiensts MI5, Andrew Parker, am Dienstag dem Kabinett in London berichtete.
Parker hatte vor wenigen Wochen in einer Rede betont, dass die Gefahr durch islamistische Terroristen so gross wie nie zuvor sei. Es gebe einen «dramatischen Anstieg an Bedrohungen» in Grossbritannien. Triebfeder sei die «mörderische Strategie» der Terrormiliz Islamischer Staat und ihre Online-Propaganda. Der Inlandsgeheimdienst führt derzeit 500 Ermittlungen durch, die 3000 Extremisten betreffen.