Diese Zahl rüttelt wach wie ein paar Tabletten Ritalin: Laut einer Studie der Krankenkasse DAK haben knapp drei Millionen Deutsche schon einmal verschreibungspflichtige Medikamente genutzt, um am Arbeitsplatz leistungsfähiger zu sein oder um Stress abzubauen. Der Anteil der «Hirndoper» in der erwerbstätigen Bevölkerung stieg innerhalb von sechs Jahren von rund 5 auf fast 7 Prozent. Die Dunkelziffer könnte laut den Verfassern der Studie aber noch weitaus höher liegen: Von bis zu zwölf Prozent ist die Rede.
Die DAK hat für ihre Studie Arzneimitteldaten von 2,6 Millionen ihrer erwerbstätigen Versicherten ausgewertet. Zusätzlich wurden mehr als 5000 Berufstätige zwischen 20 bis 50 Jahren befragt.
«Auch wenn Doping im Job in Deutschland noch kein Massenphänomen ist, sind diese Ergebnisse ein Alarmsignal», warnt DAK-Vorstandschef Herbert Rebscher. «Suchtgefahren und Nebenwirkungen des Hirndopings sind nicht zu unterschätzen.»
Männer wollen mehr Leistung
Vor allem Angestellte mit einfachen Tätigkeiten oder unsicheren Jobs gehörten zu den Risikogruppen für den Medikamentenmissbrauch, schreiben die Verfasser der Studie. Auslöser für den Griff zur Pille seien meist hoher Leistungsdruck sowie Stress und Überlastung. Vier von zehn Dopern gaben an, bei konkreten Anlässen wie anstehenden Präsentationen oder wichtigen Verhandlungen Medikamente einzunehmen.
Männer versuchten so vor allem, berufliche Ziele zu erreichen. Und sie wollen auch nach der Arbeit noch Energie für Freizeit und Privates haben. Frauen nehmen eher Medikamente, damit ihnen die Arbeit leichter von der Hand geht und sie emotional stabil genug sind.
176'000 Hirndoper in der Schweiz
Auch in der Schweiz greifen immer mehr Menschen während der Arbeit zu Medikamenten. Das geht aus einer Onlinebefragung hervor, welche die Suva vor zwei Jahren durchführen liess. Damals nahmen 10'171 Erwerbstätige und Menschen in Ausbildung im Alter von 15 bis 74 Jahren an der Umfrage teil.
Vier Prozent gaben an, mindestens einmal verschreibungspflichtige Medikamente konsumiert zu haben, um leistungsfähiger zu sein oder um Stress abzubauen. Die Einnahme erfolgte dabei, ohne dass dafür ein medizinischer Grund vorlag. Bei rund 4'400'000 Erwerbstätigen in der Schweiz sind das 176'000 Menschen.
Mit zwölf Prozent wurde am häufigsten das Medikament Ritalin zur Leistungssteigerung beziehungsweise zur Stimmungsaufhellung missbraucht, gefolgt von den verschreibungspflichtigen Medikamenten Cipralex, Temesta, Stilnox, Xanax, Seresta und Valium. (SDA/vsc)