Griechenland am Anschlag
14'000 Flüchtlinge an der Grenze gestrandet

Weil Mazedonien nur 300 Flüchtlinge pro Tag die Grenze überqueren lässt, ist die griechische Grenzstadt Idomeni für Tausende Menschen zur vorläufigen Endstation auf ihrer Flucht geworden. 14'000 Menschen sind bereits gestrandet.
Publiziert: 06.03.2016 um 11:18 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 18:15 Uhr

Der Hilferuf ist auf ein weisses Zelt gesprayt. «Help us! It's cold», steht auf der dünnen Plane, vor der eine Frau kauert. «Open the Borders», ist auf einem Zelt wenige Meter davon entfernt zu lesen.

14'000 Flüchtlinge sind im griechischen Dorf Idomeni an der Grenze zu Mazedonien gestrandet. Die Zeltstadt vor dem Grenzzaun erinnere an ein Musikfestival, schreibt das Hilfswerk Médecins sans Frontières auf Twitter – «das schlimmste Musikfestival der Welt». Denn: «Niemand hier hat ein sicheres, warmes Zuhause, in das er zurückkehren kann.»

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Bisher erhalten die auf der Flucht Gestrandeten nur von privaten Organisationen medizinische Hilfe. Erkältungen und Atemwegserkrankungen sind gerade bei Kindern häufig. Der Gouverneur der Region, Apostolos Tzitzikostas, hat die Regierung aufgefordert, den Notstand für die Grenzregion auszurufen.

Athen kündigt Gesundheitszentrum an

Diese hat nun angekündigt, zu handeln. Ein Gesundheitszentrum ist geplant für die Tausenden von Flüchtlingen, die darauf warten, über die Grenze gelassen zu werden und ihre Reise Richtung über die Balkanroute Richtung Westeuropa fortzusetzen. Die Einrichtung soll bis zum 9. März einsatzfähig sein, hiess es in Athen.

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Tausende Flüchtlinge warten an der griechisch-mazedonischen Grenze darauf, ihre Reise gen Westeuropa fortsetzen zu können.
Foto: Reuters

Seit Mazedonien kaum noch Flüchtlinge aus Griechenland passieren lässt, verschlechtert sich nebst der humanitären Lage an der Grenze auch die onehin seit langem gespannten bilateralen Beziehungen. Das griechische Aussenministerium habe Mazedonien vor schweren Folgen für die Beziehungen gewarnt, hiess es in Regierungskreisen in Athen. Welche das sein könnten, blieb offen.

Schulz fordert Nachsehen mit Griechenland

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz will Griechenland wegen der Flüchtlingskrise derweil entgegenkommen. «Athen muss unter Umständen mehr Zeit bei der Erreichung der Reformziele bekommen», sagte er dem «Tagesspiegel am Sonntag».

Brennpunkt in Griechenlands Norden: Idomeni liegt an der Grenze zu Mazedonien.

Griechenland, das im Gegenzug für weitere Milliarden-Hilfen der internationalen Geldgeber Reformen und Sparmassnahmen zusagen musste, sei in der Flüchtlingskrise stärker betroffen als jeder andere EU-Staat. Dies führe zu Haushaltsproblemen, «und folglich müssen wir uns bei der Anwendung der Defizitkriterien flexibel zeigen».

Mit Blick auf den von der EU-Kommission für Griechenland und andere EU-Staaten vorgeschlagenen Nothilfefonds in Höhe von 700 Millionen Euro für die kommenden drei Jahre sagte Schulz: «Das reicht ganz sicher nicht aus.»

Weitere Flüchtlings-Gipfel finden statt

Mit einem Doppelgipfel will die EU morgen in der Flüchtlingskrise Fortschritte erzielen. Bei einem Sondertreffen mit der Türkei geht es zunächst um die Umsetzung eines gemeinsamen Aktionsplans von November. Bei einem weiteren Treffen stellen die EU-Staats- und Regierungschefs die Strategie in der Flüchtlingskrise auf den Prüfstand.

Zudem beraten am Montag die Finanzminister der Eurozone über die Lage in Griechenland. Thema ist die Überprüfung der Reformfortschritte innerhalb des im Sommer vereinbarten dritten Hilfsprogramms. Der Abschluss der Überprüfung verzögerte sich bereits mehrfach, weil Athen noch nicht alle geforderten Massnahmen umsetzte. (SDA/lha)

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