Gratis-Ferien dank «Durchfall»
So zocken Briten Hotels auf Mallorca ab

Lebensmittelvergiftung vortäuschen und Reisekosten einsacken: Mit dieser Masche haben britische Touristen auf Mallorca rund 50 Millionen Euro Schaden verursacht. Jetzt ist Schluss damit.
Publiziert: 18.09.2017 um 22:04 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:49 Uhr
Fertig mit erschlichenen Gratisferien! Die Masche der britischen Touristen wurde von den Spaniern aufgedeckt.
Foto: imago stock&people
Simona Boscardin

Britische Urlauber erschleichen sich mit einem simplen Trick ihre Ferien auf Mallorca: Sie erfinden eine Lebensmittelvergiftung und sichern sich so Gratisferien.

Dazu mussten die Touristen während ihres Aufenthalts nur in einer Apotheke auf Mallorca ein Durchfallmittel kaufen und die Quittung einpacken. Zurück in der Heimat, behaupteten sie dann, sie hätten sich beim Essen im Hotel eine Lebensmittelvergiftung geholt – und bekamen in vielen Fällen die Reisekosten zurückerstattet.

Lücke im Verbraucherschutzgesetz 

Anfang Jahr flog der Betrug auf. Die Reklamationen waren um 700 Prozent gestiegen, was den mallorquinischen Hotelverband FEHM misstrauisch machte. Wie «Der Spiegel» berichtet, sollen die Touristen mit der Masche im Jahr 2013 in Mallorca mindestens 50 Millionen Euro herausgeschlagen haben – spanienweit sogar rund 60 Millionen Euro.

Möglich machte das Ganze eine Lücke im britischen Verbraucherschutzgesetz. Demnach dürfen Touristen die Reiseveranstalter bis zu drei Jahre nach dem Urlaub für Erkrankungen haftbar machen, wenn diese durch das Hotel verursacht wurden. Das Hotel ist dann verpflichtet, die Kosten zu übernehmen. 

In der Schweiz funktioniert die Masche nicht

Weder bei Hotelplan Suisse noch Kuoni sind solche Fälle bekannt, wie die beiden Schweizer Veranstalter auf Anfrage von BLICK sagen. «In der Schweiz ist die Lage anders als in England», erklärt Michèle Hungerbühler, Mediensprecherin von Hotelplan.

Wenn ein Kunde, der mit Hotelplan eine Pauschalreise gebucht hat, während den Ferien erkrankt, muss er dies zwingend der Reiseleitung vor Ort melden und innerhalb von 30 Tagen nach der Rückkehr beim Reiseveranstalter Beschwerde einreichen– nicht wie in England, wo man bis zu drei Jahre Zeit dafür bekommt. 

«Wir halten dann Rücksprache mit dem Hotel vor Ort und erwarten vom Hotel eine Stellungnahme», sagt Hungerbühler. 

England will Gesetz ändern 

Ganz von selbst sind viele Touristen jedoch nicht auf die Idee gekommen. Anfang September wurden sechs Verdächtige festgenommen, denen vorgeworfen wird, Strohmänner vor den Hotels platziert zu haben. Diese sollen die Briten zum Betrug angestiftet und das Geld mit ihnen geteilt haben. 

In Zukunft müssen sich Betrüger aber etwas anderes einfallen lassen, wenn sie an einen Gratisurlaub kommen wollen. Denn die britische Regierung hat angekündigt, das Verbraucherschutzgesetz zu überarbeiten. 

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