José Lantigua wurde bei einer Verkehrskontrolle gestoppt. Als die Polizisten seine Papiere überprüften, erlebten sie eine Überraschung. Denn der Fahrer war eigentlich schon seit zwei Jahren tot. Die Beamten nahmen den «Zombie» wegen Verdachts auf Betrug fest.
Die Geschichte des 62-Jährigen könnte aus Hollywood stammen: Lantigua, ein von Schulden geplagter Besitzer des grossen Möbelhauses «Circle K» in Florida, erholt sich vom Stress am Strand in Venezuela und wird plötzlich schwer krank. Sein Sohn wird später sogar aussagen, dass der Vater an den Folgen von Rinderwahnsinn gestorben sei.
Mit dem Totenschein der Klinik geht seine «Witwe» Daphne zur US-Botschaft des südamerikanischen Landes, wo ihr die Beamten Beileid bekunden und anstandslos eine offizielle Todesurkunde für den Verblichenen ausstellen. Die Frage, ob und wann die Leiche ausgeflogen werden solle, stellt sich nicht. Denn Daphne hat gleich das nächste Dokument dabei, das belegt, dass Jose Lantigua bereits vor Ort eingeäschert worden ist.
Zurück in den USA passieren gleich mehrere Dinge: Im Möbelhaus kommt es kapitalen Wasserschaden, dessen Ursache nie aufgeklärt werden kann. Ein Fall, der Lantiguas Gebäudeversicherungen Millionen kostet. Und nebenher nimmt die trauernde Witwe die Lebensversicherungen in die Pflicht. Schliesslich geht es um rund zehn Millionen Dollar. Eine zahlt sofort, die andere hat Zweifel an den Beweisen.
Der Fall landet vor Gericht, wo herauskommt, dass die Todesurkunde der Botschaft echt ist, beim Totenschein der Klinik aber offenbar nachgeholfen wurde. Am Tod des Kaufmanns haben aber auch die Richter keinen Zweifel. Zu überzeugend die Aussagen der Witwe und des Sohnes, der auch noch eine Trauerkarte und den Ablaufplan der Trauermesse damals in Venezuela vorlegt.
«So einen Fall hatte ich noch nie», schüttelt Staatsanwalt Joe Licandro den Kopf. Seit wann Lantigua wieder in den USA ist und wo er lebte, liess die Polizei noch offen. Fest steht aber, dass es mit seiner «ewigen Ruhe» erst einmal vorbei ist. Da ist eine ganze Latte von Verfahren und Prozessen, die auf ihn zukommt.
Und er hat nicht einmal einen Anwalt. Denn die Kanzlei, die früher ihn und zuletzt seine Witwe vertrat, hat die Zusammenarbeit aufgekündigt: «Wir fühlen uns verraten und verkauft.»