Gärten und Parks werden abgesucht
Warum Neuseeland einer Schnecke jetzt beim Sex helfen muss

Ned, eine einsame Schnecke mit seltenem linksdrehendem Gehäuse, wurde in Neuseeland entdeckt. Die ungewöhnliche Anatomie macht die Partnersuche für ihn jedoch fast unmöglich – was hilft da noch mehr als ein landesweiter Aufruf für Schnecken-Tinder?
Publiziert: 16:01 Uhr
|
Aktualisiert: 16:08 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/4
Ned ist nicht die erste bekannte Schnecke mit einem linksgedrehten Haus – bereits 2017 sorgte Jeremy (oben im Bild) aus London für Schlagzeilen, als man für ihn einen Partner suchte.
Foto: DPA

Darum gehts

  • Seltene linksdrehende Schnecke in Neuseeland sucht Partner für Fortpflanzung
  • Kampagne gestartet, um Ned einen passenden Partner zu finden
  • Nur eine von 40’000 Schnecken hat linksdrehende Schale
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Dating ist heutzutage schwierig. Und das nicht nur für uns Menschen, auch in der Tierwelt scheint die Partnersuche nicht leicht. Ein Beispiel: Ned, eine äusserst seltene Schnecke aus Neuseeland. Wie «The Guardian» berichtet, hat Ned aufgrund seiner linksdrehenden Schale kaum eine Möglichkeit, einen Partner zu finden. Neds Besonderheit hat nun eine landesweite Kampagne auf den Plan gerufen – Schnecken-Tinder, wenn man so will.

Im Gegensatz zu den meisten Gartenschnecken, deren Schalen rechtsdrehend sind, ist Neds Schale wie ein Spiegelbild – eine anatomische Anomalie, die nur etwa eine von 40'000 Schnecken betrifft. Diese umgekehrte Schalenform führt auch zu spiegelverkehrten Fortpflanzungsorganen, was eine Paarung mit rechtsdrehenden Schnecken unmöglich macht. Doch ohne einen passenden Partner droht Ned ein Leben in Einsamkeit.

Bevölkerung soll nach anderen linksdrehenden Schnecken suchen

Ned wurde letzte Woche in einem Garten in Wairarapa, nördlich der neuseeländischen Hauptstadt Wellington, entdeckt. Giselle Clarkson, Illustratorin und Autorin, fand ihn beim Ernten von Gemüse. «Irgendetwas war anders, aber ich konnte nicht herausfinden, was es war – mein erster Gedanke war, dass es sich um eine andere Art handelte», sagt sie zum «Guardian». Als sie erkannte, dass sich das Schneckenhaus nach links drehte, wurde ihr klar, dass sie etwas Besonderes gefunden hatte.

Clarkson, die durch ihre Arbeit für ein Naturmagazin mit linksdrehenden Schnecken vertraut war, richtete Ned ein Zuhause in einem Glas ein und kontaktierte das Magazin. Daraufhin wurde eine Kampagne gestartet, um einen Partner für Ned zu finden. Die Initiative ruft die Bevölkerung Neuseelands dazu auf, in Gärten und Parks nach linksdrehenden Schnecken zu suchen und Funde zu melden.

Nicht die erste komplizierte Schnecken-Liebesgeschichte

Neds Situation erinnert an Jeremy, eine linksdrehende Schnecke, die 2017 in London entdeckt wurde. Eine internationale Suche führte damals zu zwei passenden Partnern, die jedoch miteinander statt mit Jeremy Nachwuchs zeugten. Jeremy fand schliesslich doch noch einen Partner, bevor er im Alter von zwei Jahren starb. Seine Nachkommen hatten jedoch ausschliesslich rechtsdrehende Schalen.

Ned gehört zu einer eingeführten Art, die in neuseeländischen Gärten oft als Schädling gilt. Dennoch habe die Kampagne einen tieferen Zweck. Catherine Woulfe, Redaktorin bei «New Zealand Geographic», erklärte: «Es geht uns darum, Menschen mit der Umwelt in Verbindung zu bringen.» Sie fügte hinzu, dass die Aktion nicht nur Spass machen sollte, sondern auch ein Einstieg in Themen wie Gartenarbeit und Naturverständnis sei.

Eine aktuelle Studie zeigte, dass die Verbindung des Menschen zur Natur in den letzten 200 Jahren um 60 Prozent zurückgegangen ist. Initiativen wie diese könnten helfen, diesen Trend umzukehren. Woulfe berichtete: «In den letzten beiden Nächten haben meine Kinder fröhlich ihre Gummistiefel und Stirnlampen angezogen und eine halbe Stunde lang im Garten herumgetobt und im Dunkeln Schnecken gejagt. Das fühlt sich wie ein Sieg an.»

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Meistgelesen