Der Legende nach hat New York ebenso viele Ratten wie Einwohner. Ob es tatsächlich neun Millionen sind, ist unklar, doch dass sie eine Plage sind, wusste schon der britische Autor Charles Dickens (1812–1870). Seit Jahren versucht die Stadt mit Hilfe modernster Technik, die Plage in den Griff zu bekommen. Nun setzt sie auf eine klassische Methode – und hat erstmals eine Chef-Kammerjägerin ernannt.
Ratten, die zwischen den U-Bahn-Gleisen umherhuschen und sich an den Müllsäcken auf den Gehwegen zu schaffen machen, gehören schon seit ewigen Zeiten zum Alltag in der grössten Metropole der USA: Schon Dickens klagte über die allgegenwärtigen Nager, als er 1842 New York besuchte. Zur Internet-Berühmtheit wurde 2015 eine besonders hartnäckige Ratte, als sie vor aller Augen mit einem Riesenstück Pizza in der Schnauze die U-Bahn-Stufen hinabsprang.
«Rattenakademie» wurde eingerichtet
Im Laufe der Jahre hat die Stadtverwaltung Millionen von Dollar ausgegeben, um die Rattenpopulation einzudämmen. Dabei wurde alles Mögliche versucht, von der Geburtenkontrolle für die Nagetiere über ungeziefersichere Mülleimer bis hin zu einer Maschine, die Brooklyns damaliger Bürgermeister Eric Adams (62) 2019 vorstellte und mit der Tiere in einer alkoholhaltigen Flüssigkeit ertränkt werden sollten. In einer «Rattenakademie» können Anwohner zudem Methoden zur Nagetierbekämpfung erlernen. Der Erfolg ist mittelmässig.
In ihrer Verzweiflung hat sich die Stadt nun einer klassischen Methode besonnen: Am Mittwoch stellte sie ihre ersten «Rattenzarin» vor – alias «Direktorin für die Eindämmung von Nagetieren», wie der offizielle Titel laut Adams' Büro lautet. Dieser ist inzwischen zum Bürgermeister von ganz New York aufgestiegen.
«Ziemlich blutrünstige» Kandidaten gesucht
Für fast 160'000 US-Dollar im Jahr soll Kathleen Corradi künftig den Millionen von ungeliebten Mitbewohnern New Yorks zu Leibe rücken, wie die «New York Times» berichtet. Die ehemalige Grundschullehrerin und Expertin für Abfallwirtschaft gab sich resolut: «New York mag berühmt sein für seine ‹Pizza Rat›, aber Ratten und die Bedingungen, unter denen sie gedeihen, werden nicht länger toleriert – keine schmutzigen Bürgersteige, verwahrlosten Plätze und dreist gegrabenen Schlupflöcher mehr», erklärte sie.
Als die Stadt die Stelle vor vier Monaten ausschrieb, suchte sie hochmotivierte, entschlossene und – nicht ganz ernst gemeint – «ziemlich blutrünstige» Kandidaten mit einem gewissen «Killerinstinkt». Und Bürgermeister Adams, der immerhin einmal Polizist war, erklärte: «Es gibt nichts, was ich so sehr hasse wie Ratten». (AFP)