Für Ernstfälle haben sie moderne Waffen

ROM – Am 22. Januar 1506 zogen 150 Schweizer im Vatikan ein. Die Geschichte der kleinsten Armee der Welt beginnt.

Die Päpstliche Schweizergarde besteht seit 500 Jahren. Sie ist die Leibwache des Papstes und die Ordnungsmacht im Vatikan. Ihre bunte Uniform macht die Gardisten zum beliebten Foto- und Videosujet für Touristen.

Als Gründungsdatum der Schweizergarde steht in den Annalen des Vatikans der 22. Januar 1506. Damals marschierten unter dem Kommando des Urner Hauptmanns Kaspar von Silenen erstmals 150 Schweizer in den Vatikan ein und wurden von Papst Julius II. gesegnet. Dieser hatte zur Sicherung seiner politischen Unabhängigkeit und seines Territoriums im September 1505 in der Schweiz 200 Krieger angefordert.

Hohen Blutzoll musste die Schweizergarde am 6. Mai 1527 entrichten, als Rom von den Truppen Kaiser Karls V. verwüstet wurde. Während der Plünderung, des «Sacco di Roma», verteidigte sich die Schweizergarde gegen Tausende von Landsknechten. Von 189 Gardisten überlebten nur 42, die mit Papst Klemens VII. in die Engelsburg flüchteten.

Heute werden am 6. Mai jeweils die Rekruten vereidigt. 1548 wurde die Garde neu gegründet. 1798 musste sie Rom zusammen mit dem Papst unter dem Ansturm der Franzosen erneut verlassen. 1800 wieder gegründet und 1809 abermals aufgelöst, kam die Schweizergarde 1814 endgültig in den Vatikan zurück.

Hauptaufgabe ist heute die Bewachung des Papstes und seiner Residenz. Die Garde leistet auch Ordnungs- und Ehrendienst. Ihr Kommandant steht im Rang eines Obersten. Seit 1998 beträgt der reglementarische Bestand 110 Mann. Gardisten stammen hauptsächlich aus den Kantonen Wallis, Luzern und St. Gallen sowie aus der Westschweiz und dem Tessin.

In Frage kommen 19- bis 30-jährige ledige Schweizer römisch-katholischen Glaubens mit einwandfreiem Leumund. Sie müssen mindestens 174 Zentimeter gross sein und die Rekrutenschule der Schweizer Armee sowie eine Berufslehre oder eine Mittelschule absolviert haben. Die heutige, oft Michelangelo zugeschriebene Uniform stammt aus dem Jahr 1914. Hellebarden und Schwerter dienen der Zierde. Für Ernstfälle gibt es moderne Waffen.

Das 500-Jahr-Jubiläum der Garde wird im Jahr 2006 mit einem ganzen Reigen von Aktivitäten in Rom sowie in der Schweiz begangenen. Höhepunkt der Feierlichkeiten ist ein Marsch ehemaliger Gardisten von Bellinzona nach Rom im Frühjahr. Die schweizerische Post und die Vatikanpost ehren die Garde mit einer Sondermarke, Swissmint prägte eine Gedenkmünze aus Gold.

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