Darum gehts
- Nauru verkauft Staatsbürgerschaft für 85'000 Franken zur Finanzierung von Klimaschutzmassnahmen
- Erste Käufer: Deutsche Familie aus Dubai sucht zweite Staatsbürgerschaft
- Ziel: 66 Pässe im ersten Jahr für Einnahmen von über 4 Millionen Franken
Ein Pass für 85'000 Franken: Der pazifische Inselstaat Nauru hat seine Staatsbürgerschaft zum Erwerb angeboten, um Klimaschutzmassnahmen zu finanzieren. Seit Februar habe das Land zwar erst sechs Anträge genehmigt – die von zwei Familien und die von vier Einzelpersonen, sagte der Leiter des Passprogramms, Edward Clark, am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. Das Interesse an den Pässen für je 105'000 Dollar (85'000 Franken) sei jedoch deutlich grösser.
«Wir haben von Anfang an seriöse Anfragen erhalten, konnten aber nicht sofort mit der Bearbeitung beginnen», sagte Clark. Mit dem Fortschritt des Programms sei er jedoch «sehr zufrieden», da der Inselstaat eine steigende Nachfrage nach der käuflichen Staatsbürgerschaft verzeichne.
20 Prozent der Staatseinahmen durch goldene Pässe
«Wir heissen unsere neuen Staatsbürger willkommen, deren Investitionen Nauru dabei helfen werden, eine nachhaltige und gedeihende Zukunft für zukünftige Generationen zu ermöglichen», erklärte Präsident David Adeang (55) gegenüber AFP.
Die Regierung Naurus hoffe, im ersten Jahr des Passprogramms mit dem Verkauf von 66 «goldenen Pässen» mehr als fünf Millionen Dollar (vier Millionen Franken) einzunehmen. Langfristig werde mit Einnahmen von 43 Millionen Dollar (35 Millionen Franken) gerechnet, was rund 500 erfolgreiche Passverkäufe voraussetzen würde. Diese Summe würde fast 20 Prozent der Staatseinnahmen ausmachen.
Anfällig für Missbrauch?
Zu den ersten neuen Staatsbürgern Naurus gehöre eine namentlich nicht genannte vierköpfige deutsche Familie, die in Dubai lebt. «Sie suchten nach einer zweiten Staatsbürgerschaft angesichts der gegenwärtigen weltweiten politischen Instabilität», sagte Clark.
Der Pass von Nauru ermöglicht die visumsfreie Einreise in über 80 Länder. Auch weitere Pazifikstaaten, wie Vanuatu, Samoa und Tonga hatten bereits mit dem Verkauf von Pässen experimentiert. Wiederholt wurden jedoch Bedenken laut, dass diese Programme anfällig für Missbrauch seien.
Nauru ist nur 21 Quadratkilometer gross
Ein erster Versuch Naurus, Pässe zu verkaufen, endete 2003 in einer Katastrophe: Beamte hatten die Staatsbürgerschaft an Mitglieder des Terrornetzwerks Al-Kaida verkauft, die später in Asien verhaftet wurden. Nauru habe die Prozesse nun überarbeitet, «um den Ruf Naurus und die Integrität des Passes zu schützen», sagte Clark.
Der kleine Inselstaat Nauru liegt auf einem Atoll aus Phosphatgestein im dünn besiedelten Südpazifik. Mit einer Gesamtfläche von 21 Quadratkilometern ist er einer der kleinsten Staaten der Welt.
Ungewöhnlich reine Phosphatvorkommen hatten Nauru gemessen am Pro-Kopf-Einkommen zu einem der reichsten Länder der Welt gemacht. Doch die Vorkommen des für Düngemittel benötigten Rohstoffs Phosphat sind längst erschöpft. Nach Angaben von Wissenschaftlern sind 80 Prozent von Nauru durch den Bergbau unbewohnbar geworden. Das wenige Land, das Nauru noch bleibt, ist durch den Meeresspiegelanstieg infolge des menschengemachten Klimawandels massiv bedroht.