Der amerikanische Immunforscher Fred Ramsdell (64) hat erst nach Stunden von seiner Auszeichnung mit dem Nobelpreis für Medizin erfahren – und zwar beim Wandern. Ramsdell geniesse derzeit das Leben und sei wegen einer Wanderung nicht erreichbar, hatte sein in San Francisco ansässiges Labor Sonoma Biotherapeutics zunächst mitgeteilt.
Als das Karolinska-Institut in Stockholm am Montag mitteilte, dass Ramsdell und seine Kollegen Shimon Sakaguchi (74) aus Japan und Mary Brunkow (64) ebenfalls aus den USA im Dezember die Auszeichnung bekommen, war es an der US-Westküste noch mitten in der Nacht.
Erst an Grizzlybär gedacht
Am Abend sei es dem Chef des Labors dann gelungen, Ramsdell zu erreichen, teilte seine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur mit. Der Forscher hab seine Wanderung vorzeitig beendet und sei nun auf dem Heimweg.
Seine Ehefrau Laura O'Neill habe auf einmal angefangen zu schreien, als sie auf einem Campingplatz in der Nähe des Yellowstone-Nationalparks in der Gegend der Rocky Mountains angekommen seien, sagte Ramsdell dem Karolinska-Institut. Er habe gedacht, sie habe möglicherweise einen Grizzlybären gesehen. Weil er seiner Frau zuerst nicht glaubte, habe sie gesagt: «Ich habe hier 200 SMS, in denen steht, dass du ihn gewonnen hast!»
Auch Wissenschaftlerin Brunkow ging beim Anruf aus Stockholm erst mal nicht ran. «Mein Telefon klingelte, ich sah eine Nummer aus Schweden und dachte: Das ist doch nur Spam», erklärte sie später. «Also schaltete ich das Telefon ab und schlief weiter.» Geweckt worden seien sie, ihr Mann und der Hund schliesslich von Reportern.
Die Erkenntnisse von Ramsdell, Sakaguchi und Brunkow lieferten dem Nobelkomitee zufolge die Basis für die Entwicklung möglicher künftiger Behandlungsmethoden etwa gegen Krebs und Autoimmunkrankheiten. Die bedeutendste Auszeichnung für Mediziner ist mit 11 Millionen schwedischen Kronen (rund eine Million Euro) dotiert.