Fall Fritzl: Jetzt werden Frau und Sohn verklagt!

WIEN – Hat die Familie von Inzestmonster Josef Fritzl wirklich nichts von der 24 Jahre lang im Keller gefangenen Tochter Elisabeth gewusst? Ein deutscher Rechtsanwalt will dies nicht glauben.
Publiziert: 27.03.2009 um 06:53 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2018 um 21:09 Uhr

Ein Rechtsanwalt aus Deutschland hat im Inzest- Fall von Amstetten bei der österreichischen Oberstaatsanwaltschaft Wien Strafanzeige gegen die Ehefrau und den ältesten Sohn von Josef Fritzl erstattet.

Nach einem Bericht der Wiener Tageszeitung «Kurier» von heute wirft der Anwalt Klaus Ulrich Groth Fritzls Frau und ihrem Sohn «Mitwisserschaft» vor.

Nach seinen Informationen hätten beide von dem Kellerverlies gewusst haben müssen, in dem Fritzl seine Tochter 24 Jahre lang gefangen hielt und sie tausende Male vergewaltigte. Der 73-Jährige Fritzl war in der vergangenen Woche in St. Pölten zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Nach Angaben des «Kurier» heisst es in der am Mittwoch übermittelten Anzeige des Juristen, er habe «mit Erstaunen» festgestellt, «dass bislang die Ermittlungen keinerlei Bemühungen erkennen lassen, die offensichtlichen Mittäter zu überführen».

Groth glaubt, dass «jede Hausfrau, jede Putzfrau und jedes neugierige Kind einen versteckten Zugang (zum Verlies) früher oder später durch Zufall oder gezielte Neugierde entdeckt».

Das Schreien und Weinen der Kleinkinder

Und er fragt, wer die Gefangenen während Fritzls mehrwöchigen Ferien in Thailand versorgt habe. Zudem glaubt der Anwalt, dass Schreie und Weinen der Kleinkinder im Verlies speziell in der Nacht auch für die Nachbarn hörbar gewesen sein mussten.

Der von Groth beschuldigte Sohn Fritzls hatte als einziges Familienmitglied neben seiner misshandelten Schwester in einer auf Video aufgezeichneten Aussage vor Gericht zu dem Verbrechen Stellung genommen.

Grosse Chancen auf ein Strafverfahren gegen die beschuldigte Ehefrau und den Sohn hat die Anzeige aber vermutlich nicht. Der Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft St. Pölten, Gerhard Sedlacek:

«Wir haben von Anfang an nicht nur gegen Fritzl ermittelt.» Man habe vielmehr 140 Zeugen vernommen, doch es sei nichts herausgekommen. Man werde der Anzeige jedoch «pflichtgemäss nachgehen», sagte Sedlacek dem «Kurier». (SDA/gux)

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