Darum gehts
- Julia Ruhs vom NDR abgesetzt. Kritik von Politikern und Journalistin selbst
- Konservative Stimmen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk sorgen für Kontroversen
- Sendung «Klar» wird unregelmässig ausgestrahlt und greift gesellschaftliche Streitfragen auf
Es ist ein Thema, das derzeit die Schlagzeilen in unserem nördlichen Nachbarland beherrscht: Die konservative deutsche Journalistin Julia Ruhs (31) wird vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) abgesetzt. Künftig wird ihr Format «Klar» nur noch beim bayrischen Rundfunk (BR) über die Bildschirme flimmern.
Die Entscheidung des NDR, der dafür zunächst keine Begründung nannte, rief deutliche Kritik hervor.
Der Ministerpräsident des norddeutschen Bundeslandes Schleswig-Holstein, Daniel Günther (52) von der christdemokratischen CDU von Kanzler Friedrich Merz (69), sprach von einem «extrem schlechten Signal». Ähnlich äusserte sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder.
«Kein gutes Signal»
Söder schrieb bei X: «Das ist kein gutes Signal für die Meinungsfreiheit, Pluralität und Toleranz im öffentlich-rechtlichen NDR.» Konservative Stimmen gehörten zum demokratischen Meinungsspektrum, «auch wenn das einigen Linken nicht gefällt».
Die Sendung war in der Vergangenheit mehrfach auf Kritik gestossen. So äusserten sich etwa der ZDF-Moderator Jan Böhmermann (44) und Journalistin Anja Reschke (52) öffentlich zu einzelnen Inhalten. Besonders die Auftaktsendung zur Migration hatte für Aufsehen gesorgt – Böhmermann sprach von «rechtspopulistischem Quatsch». Die als konservativ geltende Ruhs hatte dort unter anderem über Gewalt im Zusammenhang mit Einwanderung berichtet.
«Wir haben es geschafft, eine verlorene Zielgruppe zurückzugewinnen»
Eine NDR-Sprecherin ging in der Nacht zum Donnerstag lediglich auf die Bedeutung der Sendung ein: «Dem NDR ist Perspektivenvielfalt im Programm wichtig. Deswegen hat der Sender das Format ‹Klar› entwickelt und gemeinsam mit dem Bayerischen Rundfunk ins Leben gerufen», teilte sie der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit. Die Sendung, die unregelmässig ausgestrahlt wird, soll Streitfragen aufgreifen, die in der Mitte der Gesellschaft kontrovers diskutiert werden, und verschiedene Perspektiven dazu zeigen.
Ruhs reagierte auf die Entscheidung ebenfalls mit deutlicher Kritik. «Mein ‹Klar›-Team und ich persönlich haben unglaublich viel Zuspruch für unser Format bekommen, von Menschen, die eigentlich schon das Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und die dortige Meinungsvielfalt verloren haben», sagte sie. «Wir haben also das geschafft, wovon die Sender immer träumen – eine verlorene Zielgruppe zurückzugewinnen.»