Das Bundeskanzleramt lasse derzeit Szenarien für einen etwaigen Wahlsieg des Linksbündnisses Syriza Ende Januar durchspielen. Das berichtete die «Bild»-Zeitung vorab unter Berufung auf Regierungskreise.
Demnach würde die ausstehende Rate von zehn Milliarden Euro Hilfskrediten nicht an Athen überwiesen werden, sollte Syriza die Wahl gewinnen und den Reformkurs abbrechen.
Käme es zum Austritt Griechenlands aus dem Euro, könnte es nach Einschätzung der Fachleute einen Kunden-Ansturm auf griechische Banken geben, um so Euro-Guthaben zu sichern, berichtete das Blatt. Die Folge könne ein Bankenkollaps sein. In diesem Fall müsste die EU-Bankenunion der Zeitung zufolge womöglich mit Milliardenzahlungen einspringen.
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz kritisierte die Debatte über einen möglichen Austritt Griechenlands aus der Eurozone scharf. Er sagte der Zeitung «Die Welt» vom Mittwoch, die Diskussion und die «verantwortungslosen Spekulationen» über ein solches Szenario seien «wenig hilfreich». Ein Ausstieg aus dem Euro stehe nicht zur Debatte.
Schulz sprach von «unerbetenen Ratschlägen», die den Menschen in Griechenland das Gefühl geben würden, Brüssel oder Berlin entschieden über ihr Schicksal und nicht sie selbst. Er warnte davor, dass die Wähler womöglich auf diese Weise «gerade in die Arme der radikalen Kräfte» getrieben würden.
Bereits am Wochenende hatte das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» berichtet, ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro werde in der deutschen Regierung mittlerweile als verkraftbar bewertet. Daraufhin warf Syriza-Chef Alexis Tsipras ihr Stimmungsmache gegen seine Partei vor. In Griechenland wird am 25. Januar gewählt. Das Land steht mit 320 Milliarden Euro bei seinen Gläubigern in der Kreide. (sda)